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(c) Pester Lloyd / 39 - 2013 NACHRICHTEN 25.09.2013
Ungarisches Fernsehen startet Retrokanal M3 / 3,5 Mio. EUR für Telenovela versenkt
Noch vor Weihnachten will das ungarische Staatsfernsehen einen neuen Kanal starten. Neben den Hauptsendern M1 und M2 sowie den Kultur- und Ethnosendern von Duna Televizio wird ab 15. Dezember ein M3 auf Sendung gehen. Dieser soll jedoch nicht mit neuen Sendungen oder Konzepten bestückt, sondern ausschließlich mit Archivmaterial gespeist werden. "Sporthighlights, Kinderfilme, Talentshows, Theateraufführungen, Serien, Spiel- und Dokumentarfilme" aus dem großen MTV-Fundus werden dem Publikum geboten, womit man offenbar ein Bedürfnis nach Nostalgie befriedigt, dass in weiten Teilen Osteuropas anzutreffen ist. Nicht nur der MDR in Deutschland lebt zum Teil davon, das russische Staatsfernsehen hat mit seinen vielschichtigen "Damals-Shows" regelrecht ein Business-Konzept aus dem RetroTV gemacht.
Ob die Einschaltquoten des im Bereich von 15-20% Marktanteil grundelnden MTV dadurch entscheidend verbessert werden können, darf verneint werden, finanziell risikoarm ist die Besinnung auf eigenen Material allemal als Abenteuer mit konzipierten, bezahlten, aber nie ausgestrahlten Sendeaufträgen. Ein Gericht hatte gerade die MTVA (also die Staatsmedienaufsicht) zur Offenlegung der Verträge hinsichtlich der gescheiterten Soap-Serie "Marslakók" (Marsbewohner) verurteilt. Das Projekt, das nach der ersten Staffel wegen Erfolglosigkeit eingestellt wurde, hat den ungarischen Steuerzahler umgerechnet rund 3,5 Mio. EUR gekostet. Gelder wurden verschleudert, "Produzenten" erhielten sogar noch nach Auslaufen ihrer Verträge Zahlungen.
red.
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