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(c) Pester Lloyd / 39 - 2013   TOURISMUS 23.09.2013

 

G`schichten aus dem Wienerwald
Neue und alte Orte zum Hinfahren, Nachdenken und Genießen (Teil 1)

Teil 1 Teil 2 Teil 3

Schloss und Park Laxenburg

Man könnte mit dem bekannten, oft kolportierten Eigenlob der Österreicher beginnen, dass ihr Land wohl an einem Sonntag vom Herrgott geschaffen worden und deshalb so schön sei. Ist  man wiederholt oder auch zum ersten Mal dort gewesen, gibt man ihnen Recht - mit dem erstaunten Nachsatz, dass im Restland Innerösterreich des einstmaligen Habsburger Riesenreiches eine einmalige Dichte an Historie, ihren Exponaten, Bauten, Räumen verblieben ist, die die Bewohner selbstverständlich nun zu ihrem eigenen Genuss nutzen und in liebenswürdiger Weise zu präsentieren verstehen.

Damit gelingt ihnen der Spagat, aus der Verschwendungssucht der ehemals Herrschenden heute reichlich Einnahmen zu generieren, deren einer Teil in die Femdenverkehrswerbung und Öffentlichkeitsarbeit und zum anderen zurück in die Erhaltung und vor allem den Neuausbau historischer Orte fließt.

Schloss Laxenburg, ein Klein-Schönbrunn mit Rokkoko-Theater, ausgebaut unter Maria Theresia in den 40er Jahren des 18. Jahrhundert, am ortsseitigen Eingang des weitläufigen Parks gelegen, der auch noch eine Renaissanceburg und eine historistische Ritterburg, nebst verschiedener Kleinodien beherbergt. Das Areal diente den Habsburgern als Sommerresidenz, Jagdrevier, Lustgarten. Heute ist es Museum und Freizeitanlage, Konferenz- und Festtagsort, Theater und Filmmuseum, ein einladender Park für Familien

Für alle diejenigen, die sich an einzelnen Tagen oder gar wochenweise in das Gewusel von Wien wagen, sei die Weiterreise in den Wienerwald oder zumindest an den Stadtrand dringend geraten.  Dort beginnt der Tourismus sich zu verlaufen. Man kann aus dem hauptstädtischen Museumsschritt wieder in normale Fortbewegung übergehen und durchatmen. Die Laxenburger Straße Wiens führt, wie ihr Name sagt, dann auch zu einem der bedeutenden Jagd-, Sommer- oder auch Stadtfluchtresidenzen des Kaiserhauses. Zur Gemeinde sowie dem Schloss und Park Laxenburg, das sich früher tatsächlich auch mit „chs“, also Lachsenburg, geschrieben haben soll.

Standesgemäß darf man sich denn auch gleich im ehemaligen Kaiserbahnhof des Residenz-Städtchens verwöhnen lassen. Den Bahnhof gab es als solchen bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts auch noch ohne den Kaiser. Heute sitzt man dort beim  Edel-Italiener, dem Restaurant Gallo Rosso, in den alten, aber inzwischen hell verglasten Mauern. Im Garten wurde einen weitere Longe ebenerdig der Gastronomie gewidmet. Hiesige Steinpilze werden in der Küche wohlgefällig zwischen edle Pastakreationen pippetiert. Selbstredend gibts niederösterreichische Premiumweine, neben großen italienischen Namen, zu verkosten und genießen.

Die Gebäudekomplexe Laxenburgs haben den Krieg und die sowjetische Besatzung (bis 1955) überstanden. Die Inneneinrichtungen eher weniger. Das Alte Schloss wird gerade für die Zukunft restauriert. Dazu gehören außerdem noch eine Rittergruft, der Concordia-Tempel, die Franzensburg und das Grüne Lusthaus, wienerisch „Saalettl“ genannt und wirklich aus dem Barock stammend. Ein Wunder, dass diese zarte Holzkonstruktion, von der aus acht strahlenförmig Wege abgehen und das Wild beobachtet werden konnte, noch heute so gut da steht. Innen kann man das originale Deckengemälde bewundern und von der Jagdgöttin Diana träumen.

Der Wienerwald liegt wie ein Halbmond um die Stadt und gilt mit dem großen Laxenburger Park als einer der schönsten Park- und Waldgebiete in Österreich. Auf der anderen Seite kann man vom Turm der Franzensburg (immerhin 160 Stufen) einen umfassenden Blick auf das nahe neue Wien über Zinnen und Türme, Umgänge und Figuren werfen. Franz II., Enkel Maria Theresias, hat mit der nach ihm benannten Franzensburg eine Ritterburg kreieren lassen, die zur Bauzeit 1798 bis 1835 schon dem Historismus zugeneigt, aber längst aus der Mode war. Die Deutschen kennen das von Neuschwanstein und Co, wo mit zuviel Geld sinnentleerten Hirngespinsten nachgejagt wurde, die immerhin aber heute dem Volke sein Geld zurück bringen.

Blick über die Franzensburg

In Laxenburg darf man Kaiser Franz aber Kunstgeschmack nicht absprechen, der die Herrschergeschichte der Habsburger in Rüstkammer und Marmor-Figuren, ihre Reichsgebiete in vielen verschiedenen Sälen erstehen ließ. Anders als der Bayer Ludwig II. erwarb er hier mit kaiserlichem Nachdruck Kunstwerke, Raumausstattungen, Kassettendecken sowie Interieur aus anderen Schlössern, deren Eigentümer ganz und gar nicht erfreut über die erzherzoglichen Wünsche waren. Die Franzensburg wurde damit als Sammlung historischer Originale aus den verschiedenen Epochen und Regionen repräsentativ ausgestattet. Dazu gehört u.v.a. der sogenannte ungarische Krönungssaal, in dessen Fenstern Glasmalereien von Hauptorten Großungarns, aber auch Franz im ungarischen Königs-Krönungsornat zu sehen sind. Unter den Figuren- und Portraitsammlungen finden sich auch  die von Kaiser Matthias (ung.: Mátyás Corvinus), der in seinem Land die Renaissance einführte.

Im Hof der Franzensburg gibt es im Sommer Theateraufführungen. Schon seit dreißig Jahren erfreuen die Komödienspiele an Wochenenden das Publikum. Der Park selbst weist eine Reihe von Qualitäten auf, die zu ihrer Zeit schon Kaiserin Elisabeth, die Sisi, entzückten. Seine Weitläufigkeit, der Baumbestand, die vielen Seen und Teiche - sicher auch zur Fischzucht benutzt - eine Insel mit kleiner Fähre und die erreichbare Ferne zur Hofburg waren Grund genug für sie, dort ihre Flitterwochen zu verbringen. Hier gebar sie auch den erwarteten Thronfolger Rudolf, hier konnte sie reiten und spazieren, sie selbst sein.

Heute sieht man viele junge Leute beim sportlichen Laufen oder mit der ganzen Familie zum Entspannen. Ganz beiläufig bekommen die Kinder ein ganz ungezwungenes Geschichtsbild vermittelt. Der Park ist übrigens schon seit Franzens Zeiten öffentlich zugänglich. Eine besonders fachkundige und engagierte Führung erhalten Gäste, wenn sie das Glück haben, dass Landschaftsarchitekt Wolfgang Mastny vom Laxenburger Schloss sie durch Säle, Räume, Korridore und „seinen“ Park führt.

Und auch hier wie überall in Österreich gilt: Hier kann man alles, nur nicht verhungern und verdursten. Dafür sorgt mit viel Aufmerksamkeit und etlichen Schmankerln die Café-Meierei Laxenburg. Der Park ist ganzjährig, die Franzensburg mit Turm und Museum von Palmsonntag bis Allerheiligen (1.11.), geöffnet. Führungen stündlich zwischen 11 und 15 Uhr. Tel.: 0043/2236/71226,
www.schloss-laxenburg.at

red./E. F. (Fotos: AW)

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