THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 50 - 2013 WIRTSCHAFT 12.12.2013

 

Stabiler Ramsch

Prämissen und Prognosen - Kredit-Rating für Ungarn bleibt unverändert schlecht

Die großen Ratingagenturen, also die PR-Handlanger der Zinshaie, die Justierer der Schuldenzange, lassen sich nicht so einfach von ihrer Meinung abbringen, auch wenn Nationalbankchef Matolcsy
ein besseres Rating "verlangt", sie machen was sie wollen. Kurz: Ungarn gilt weiter als zuverlässiger Zins- und Schuldenzahler, bekommt aber keine besseren Noten, weil die Risiken hier deutlich höher sind und bleiben als in vergleichbaren Ländern.

Dass Ungarn trotz dieser Ratings historisch niedrige Zinsen auf seine neu ausgegebenen Staatsanleihen bezahlt - je nach Laufzeit 3-6% p.a. -, liegt vor allem an viel vagabundierendem Kapital und daran, dass die instiutionellen Anleger davon ausgehen, dass das Land durch seine (ökonomische) EU-Assimilierung nicht Pleite gehen kann und immerhin noch mehr Zinsen zahlt (zahlen muss) als Deutschland und andere als sicher geltende Häfen der Eurozone. Durch die Niedrigzinspolitik auch der eigenen Nationalbank zwingt man die Ungarn praktisch dazu, ihre Gelder vom Sparbuch in Staatsanleihen umzuschichten, wollen sie nicht, dass ihre paar Forint von der Inflation zernagt werden.

Was für Makroökonomen und Politiker gleichermaßen frustrierend sein muss, ist, dass trotz des Riesenaufwandes, der Anzapfung aller Reserven und gewaltiger sozialer und demokratiepolitischer "Kollateralschäden", die Lage des Landes, was die Finanzen anlangt, praktisch seit 2010 unverändert ist. Als Beispiel für die kühle Einschätzung der Agenturen, dient hier die aktuelle Bewertung des Hauses Fitch, das sein Fast-Ramsch-Rating von BB+ gerade bestätigte und den Ausblick für die nächsten 12 Monate auf "stabil" hält. Zum Vergleich: CZ A+, SK A+, PL A-, RO BBB-, AT AAA

 

Die Analysten gehen bei Ungarn von folgenden Prämissen und Prognosen aus:

- Das Haushaltsdefizit wird bis 2015 jedes Jahr - wie auch immer - knapp unter 3% bleiben, das ist nicht so schlecht, aber auch nicht gerade berauschend und dem BB-Rating angemessen
- die Devisenreserven (Regierungsreserve von 4,4% des BIP, Nationalbankreserve 33% des BIP) sind ausreichend, bzw. sogar überdurchschnittlich gut, aber auch nötig, um Währung und Zinsen vor äußeren Einflüssen und Verwerfungen zu schützen, sie sind praktisch die wichtigste Bürgschaft des Landes
- die Schuldenquote von heute 79.8% des BIP (2 Punkte weniger als im Vorjahr, aber 1 Punkt mehr als im Vorvorjahr) hat sich verbessert, bleibt aber deutlich höher als bei den vergleichbaren Ländern der Region (teils doppelt so hoch) und wird bis 2015 auch nur "sehr moderat verringert werden können". (Kleine Anmerkung: die Rate soll gar nicht verringert werden, denn nur eine hohe Schuldenquote gewährt hohe jährliche Zins- also Renditezahlungen. Sorgen macht man sich in diesen Kreisen nur um die Stabilität, nicht um die Belastung selbst.)
- die Zinsaufwendungen des Schuldendienstes entsprechen 4,3% des BIP bzw. 9,2% der Haushaltseinnahmen von 2012 und liegen damit "deutlich über dem Mittel der regional vergleichbaren Länder", 39% der Staats- und Haushaltsschulden lauteten Ende Oktober 2013 auf Fremdwährungen, das ist zu viel.
- die Schuldenrückzahlquote (Refinanzierungsbedarf) betrug netto (also abzüglich der Forderungen) 6,6% des BIP, liegt am oberen Rand des ökonomisch Verträglichen
- die offiziell verkündete und gesetzlich untermauerte Haushaltsdisziplin steht weiterhin im Kontrast zu einer unverlässlichen Wirtschaftspolitik, besonders die Branchen Finanzen und Energie betreffend
- Ungarns Wachstum ist und bleibt im Wesentlichen von der Performance seiner Haupthandelspartner (lies: EU, DE) abhängig, es wird im Schnitt der nächsten 2-3 Jahre nicht 1,5% des BIP übersteigen
- die Aussichten für eine eigenständige Entwicklung des ungarischen KMU-Sektors bleiben mittelfristig schlecht
- Obiges, plus die hohe Forex-Verschuldung von öffentlicher Hand und Privathaushalten machen Ungarn besonders angreifbar für makro-finanzielle Vewerfungen (Finanzkrisen, Spekulationen etc.) Daher hat es bei der Bewertung BB+ mit einer unveränderten Aussicht zu verbleiben.

Mehr zu Leistungen und Risiken der ungarischen Wirtschaft in diesem aktuellen Report.
http://www.pesterlloyd.net/html/1345euherbstprognose.html

Die ungarische Wirtschaft im Überblick
http://www.pesterlloyd.net/portalwirtschaft/portalwirtschaft.html

red.

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