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(c) Pester Lloyd / 50 - 2013 GESELLSCHAFT 12.12.2013

 

Ein kleiner Schalck...

Ex-Fidesz-Politiker als geldschaufelndes "PR-Genie" im neuen Ungarn

Dass die Regierungspartei Fidesz ihren geschäftstüchtigen Parteifreunden öffentliche Aufträge zuschanzt, natürlich aus reinem Verantwortungsgefühl gegenüber öffentlichen Mitteln etc. etc.,  ist nichts Neues und auch nichts Fidesz-spezifisches. Eigen ist der heutigen Regierungspartei jedoch die Gründlichkeit mit der man öffentliche Gelder wirklich ausschließlich in die Taschen von Parteisoldaten umleitet. Dass bei diesem Spiel auch auch private, ausländische Konzerne und Unternehmen mitspielen, - warum auch immer - lässt Erinnerungen wach werden...

Das ungarische WikiLeaks, www.atlatszo.hu (Abb. von ebenda) hat, auf ganz legalem Wege nach dem Informationsfreiheitsgesetz einmal die Tätigkeit der PR-Agentur Young&Partners untersucht, die sich im Eigentum eines Herrn Tibor Kuna befindet. Kuna war zwischen 1999 und 2002, also während der ersten Orbán-Regierung im damals eigens erfundenen Jugend- und Sportministerium tätig, 2003 bis 2008 dann Geschäftsführer der Fidesz-Fraktion im Parlament, entschied sichaber weise für den Wirtschaftszweig, ganz zu Recht, wie man sieht: Seine Agentur bekam seit 2010 eine Flut von öffentlichen Aufträgen, die Millionen fließen nur so, wie das Wasser der Donau. Beständig und ab und an in Fluten. 

Einige Beispiele: So war man - zufällig - der einzige Bewerber für einen "Kommunikationsvertrag" beim Landwirtschaftsministerium, Volumen: 700 Mio. Forint, also über 2 Mio. EUR, 400 Mio. EUR flossen aus dem Amt des Ministerpräsidenten, 25 Mio. aus dem zentralen Gesundheitsfonds. Der Staatsfunk und das Innenministerium zählten nur deshalb nicht auch zu den Auftraggebern, weil es bei Ex-Fidesz-Leuten mehr
qualifizierte PR-Giganten gibt als die Polizei erlaubt und man daher die Aufträge "gerecht" verteilen muss.

Fünf kommunale (also eigentlich staatlich beaufsichtigte) Wasserversorger brauchten unbedingt die professionelle PR-Unterstützung von Young&Partners, allein einem davon war das in einem Monat 158 Mio. HUF wert, die anderen vier zieren sich noch mit der Offenlegung der Daten. Es ist bekannt, dass besprochenes Wasser durchaus wundersame Wirkungen entfalten kann. Für den Besprechenden sind diese sogar nachweisbar! Weitere Auftraggeber für PR-Verträge mit Kunas Firma finden sich u.a. in der Nationalen Entwicklungsagentur (EU-Geldvergabestelle unter Orbán-Adlatus Lázár), beim ebenfalls steuerlich finanzierten Veranstalter Hungarofest sowie bei den staatlichen Elektrizitätswerken MVM.

Die Nähe zur Macht macht bekanntlich sexy, weswegen auch einige einschlägig bekannte ausländische Investoren auf die "Hilfe" von Young&Partnes setzen. Das Transparenzportal atlatszo.hu zählt u.a. E.ON, Lidl, Sanofi, Swietelsky und Közgép dazu, auch die Uni Györ und die Netzwerk-Unit von Nokia Siemens, die u.a. Behörden ausstatten, werden auf der Webseite des Unternehmens als Referenzen erwähnt.

Es sei nur am Rande vermerkt - und ohne zwingende Verbindung zu den Geldflüssen über PR-Aufträge an Kunas Firma - dass E.ON gerade
zu einem mutmaßlich überhöhten Preis zwei Gastöchter an die staatliche MVM verkaufte, Lidl seit Jahren um die Genehmigung für drei Dutzend neue Standorte mit über 300qm Verkaufsfläche (Mall-Bann) bettelt, Sanofi vor allem an der Belieferung von verstaatlichten Krankenhäusern verdient. Swietelsky baut am "Burgbasar" mit, einem EU-finanzierten Prestigeprojekt mit einem eigenen Regierungskommissar und ist auch sonst erstaunlich häufig im Umfeld von öffentlichen Auftragsvergaben in Ungarn zu sehen und taucht namentlich auch in diversen Gerichtsakten von Ex-MSZP- und Fidesz-Auftraggebern auf (nicht als Beschuldigter, außer einmal, mit einer Kartellstrafe, Anm.) Közgép wiederum ist ein ganz eigenes Kapitel und eine Art Stammdomäne der "Familie".

Die genannten Unternehmen dürfen uns gerne einmal mitteilen, welche unersetzlichen Dienste Young&Partners für sie leistet, die solche Weltkonzerne nicht selbst erbringen können. Es interessiert uns einfach...

Noch eine Randbemerkung ohne jede Verbindung zu obigem Fall...: In der DDR gab es im Imperium des Herrn Schalck-Golodkowski Firmen, die dem Ex- und Import-Geschäft mit dem NSW (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) vorgeschaltet waren und an denen für Westfirmen kein Weg vorbeiführte, wollten sie an Aufträge in der DDR gelangen. Dabei cashten diese Unternehmen der Quasi-Stasi-Abteilung "Kommerzielle Koordinierung" mit den schönen Namen Transinter oder Intrac systematisch "Provisionen" ab, für das Bedienen von Telefonen, Stempelkissen und Fernschreibern. Die erarbeiteten Valuten wiederum nutzte die DDR-Regierung, wie allgemein bekannt, ausschließlich zum Wohle des Volkes, dass so viel Liebe 1989 nicht mehr aushielt...

cs.sz.

Schattenreich der Kleptokraten
Legalisierung des Illegalen: geschäftsmäßige, amtliche Plünderung von Fördergeldern
http://www.pesterlloyd.net/html/1341schattenwirtschaftatl.html

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