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(c) Pester Lloyd / 53 - 2013 MEDIEN 30.12.2013

 

Expansion des Staatsfunks?

ProSiebenSat1 verkaufte TV-Sender in Ungarn

Die Beteiligungsgesellschaft MTM-SBS des deutschen Medienkonzerns ProSiebenSat1 hat sich sowohl von seiner rumänischen TV- und Runfunk-Beteiligung (an die griechische Antenna-Gruppe) wie auch von den ungarischen Sendern TV2 (inkl. SuperTV2, DEM3, PRO4) getrennt. Die Käufer werden als Strohmänner für regierungsnahe "Geschäftskreise" gesehen. Die Eroberung des Medienmarktes tritt in eine neue Phase.

Fidesz-Chef und Premier Orbán hier noch als Gast bei TV2. Schon bald dürften unbequeme Fragen ein Ende haben...

Das ungarische Senderpaket ging an die die Firmen TV-HU1 und TV-CEE1, die sich in den Händen des bisherigen TV2-Vorstandschefs Zsolt Simon und der Finanzchefin Yvonne Dederick befinden. Der Deal wird offiziell als Management-Buyout dargestellt, der kolportierte, aber nicht bestätigte Kaufpreis von 15-20 Mrd. Forint (60-70 Mio. EUR) sowie diverse Verbindungen der Käufer legen jedoch nahe, dass es sich bei den Managern nur um Stromänner für dahinterstehende Interessensgruppen handelt.

TV2 ist hinter RTL Klub die Nr. 2 auf dem ungarischen TV-Markt und liegt vom Marktanteil noch vor den Staatssendern. Allerdings fährt die Sendergruppe seit Jahren Verluste ein, was auch an der oppositionsaffinen Ausrichtung der Newsredaktion gelegen hat, was zu Auftragseinbrüchen bei der Werbung und Strafen seitens des Medienrates nach
Zensurparagraph 13 führte. Seit Jahren versuchten regierungsnahe Kreise, u.a. um den "Oligarchen" Zsolt Nyerges, eine Übernahme des Senders. Dieser wird nun auch hinter dem Deal vermutet. Die Käufer räumten ein, nicht selbst über das notwendige Kapital zu verfügen, wollten ihre Hintermänner jedoch nicht offenbaren.

Die Transaktion muss noch von der staatlichen Medienaufsicht NMHH genehmigt werden, Oppositionsparteien forderten eine "umgehende Offenlegung der wirklichen Käufer", es bestehe der Verdacht, dass "regierungsnahe Interessensgruppen" dahinter steckten. Das Mediengesetz verlange jedoch eine "transparente Eigentümerstruktur".

 

Was für den deutschen Medienkonzern nur eine kleinere Portfoliobereinigung darstellt, ist für die ungarische Medienlandschaft ein tiefer Einschnitt, gelingt es nämlich der Regierungspartei, ihren Einfluss nun auch auf den einflussreichen Markt der privaten TV-Anstalten auszudehnen. Die Gleichschaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks brachte bisher nur bedingt Erfolge, da die Einschaltquoten aufgrund des miserablen Programmangebotes weit hinter den Privaten zurückblieben, bei denen die Regierung bisher nur in Spartenkanälen (HírTV etc.) Einfluss hatte. Auch auf dem Zeitungsmarkt expandiert die Regierung, so übernahm man kürzlich die bisher fachlich angesehene Wirtschaftstageszeitung "Napi Gazdaság". Die Regierungspartei übt ihren medialen Einfluss bisher am effizientesten über lokale Medien, z.B. Stadt-TV und halbamtliche Bürgermeisterblättchen aus.

Mit TV2 ist der Hunger der Regierenden nach Medienmacht aber noch nicht gestillt, eine
geplante "Werbesteuer", die aufgrund ihrer Staffelung gezielt gegen die großen Privat-Sender, also nur noch RTL Klub (im geringen Umfang ATV), gerichtet ist, wurde nur zurückgestellt und dürfte im kommenden Jahr in Stellung gebracht werden, um dem mit 40% Anteil großen Marktführer das Geschäft in Ungarn zu verleiden.

Wie steht es um die Medienfreiheit in Ungarn - eine Zwischenbilanz nach 3 Jahren Mediengesetz.

red.

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