THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854

 

Hauptmenü

 

 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.

 

(c) Pester Lloyd / 05 - 2014   NACHRICHTEN 29.01.2014

 

MITEM: Neues, (inter)nationales Theaterfestival in Ungarn, üppig finanziert

Durch die Etablierung eines neuen Theaterfestivals werden weitere Geldmittel der Kultur in "nationale" Hände gegeben. Das kürzlich mit einem linientreu verorteten Direktor besetzte Ungarische Nationaltheater ist vom zuständigen Ministerium mit der Ausrichtung eines Theaterfestivals MITEM - "Internationales Madách Theatertreffen" beauftragt worden. Es soll zum ersten Male zwischen 26. März und 7. April stattfinden, teilte Direktor Attila Vidnyánszky am Montag auf einer Pressekonferenz mit.

Ganz zufällig ist Russland im ersten Jahr der Ehrengast des neuen Festivals, eingeladen wurde das Alexandrinsky Theater aus Sankt Petersburg sowie ein nicht näher benanntes Ensemble aus Moskau. Weitere Gäste werden aus Bagdad (Irak), Novi Sad (Serbien), Vilnius (Litauen), Bukarest (Rumänien) und Oslo (Norwegen) erwartet. Die Gästeliste folgt damit also sowohl dem nationalen Gedanken wie auch der Politik der "Ostöffnung". Wirkliche Theaternationen sind, außer Russland, nicht vertreten.

Dennoch spendiert der zuständige Kulturstaatssekretär János Halász sogleich üppige 200 Mio. Forint für das Festival, umgerechent immerhin knapp 700.000 EUR, die allerdings vom 5,4 Mio. EUR umfassenden Budget des renommierten Budapester Frühlingsfestivals "umgebucht", also abgezogen werden. Herr Halász wünscht sich dafür, dass das "Festival ein Instrument wird, um die ungarischen Theater auf die Weltkarte zu setzen...". Dutzende freie Theater kämpfen seit der Streichung der Sockelfinanzierung von jährlich rund 4 Mio. EUR täglich um den Verbleib auf dieser Karte.

 

Theaterdirektor und nun auch Festivalleite Vidnyánszky, ein bekennender "Nationaler", wurde kürzlich von Minister Balog als der "Richtige" an diese Stelle gesetzt und ersetzt den nicht mehr ideologiekonformen Róbert Alföldi. Der Neue führte sich gleich mit einer an Kitsch, (unfreiwilligem) Nonsense und Geschmacklosigkeiten kaum zu überbietenden Inszenierung (Foto), einer Art Fidesz-Erlösungs-Operette ein. Siehe mehr dazu bei Pusztaranger.

Die Auseinandersetzung um Posten und Rolle des Intendanten des Nationaltheaters in Budapest ist exemplarisch für den seit Jahren tobenden Kulturkampf in Ungarn. Mehr in: “Zu links, zu frei, zu schwul”, darin weiterführende Links

Fast zeitgleich findet auch am Wiener Burgtheater
ein Ungarn-Theaterfestival statt, zu dem auch das Ungarische Nationaltheater eingeladen wurde.

red.

Der Pester Lloyd bittet Sie um Unterstützung.