THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 09 - 2014   NACHRICHTEN 26.02.2014

 

Orbán-Sprecher: Forderungen der ungarischen Juden spalten die Gesellschaft...

Das Holocaust-Gedenkjahr in Ungarn ist um eine Facette "reicher". Der einflussreiche Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten, János Lázár, Fidesz, sagte am Dienstag bei einer Parteiveranstaltung in Gyula, das "Ultimatum des Mazsihisz (größter Dachverband jüd. Gemeinden und Organisationen in Ungarn)" hätte "die Gesellschaft gespalten". Der sprechende Arm Orbáns (auf dem Foto während eines Interviews mit der HVG) implizierte dabei, dass praktisch die Juden Schuld daran seien, wenn das Gedenkjahr zum Fiasko werde, weil sie sich nicht mit der Geschichtsinterpretation der Regierung und der Art der Abwicklung des Gedenkens abfinden wollten. Mazsihisz würde damit einen "negativen Effekt" in die "jahrhundertelange erfolgreiche ungarisch-jüdische Koexistenz im Karpathenbecken" einbringen. 

Mazsihisz-Chef Andra´s Heisler reagierte umgehend. Die linksliberale "Népszabadság" zitierte ihn am Mittwoch mit den Worten, dass sein Verband "kein Ultimatum gestellt" habe, sondern
drei zentrale Problemfelder aufgezeigt, in denen die Standpunkte bzw. Verhaltensweisen der Regierung nicht mit den “Prinzipien des Verbandes in Einklang” zu bringen sind. Sollte die Regierung weder bei der Frage des Veritas-Chefs, noch beim Okkupationsdenkmal sowie dem "Haus der Schicksale" den Bedenken und Forderungen der Mazsihisz (und mittlerweile auch anderer Dachverbände) entgegenkommen wollen, müsse sie eben die Konsequenzen tragen, die zu dem absurden Ergebnise führen würde, dass man dem Holocaust an den ungarischen Juden ohne ungarische Juden gedenkt.

 

Es sei nunmehr sehr wahrscheinlich, dass die Vertreter des ungarischen Judentums der offziellen Gedenkfeier der Regierung am 16. April fernbleiben. Man schließe aber nicht aus, sich an kommunalen Feierlichkeiten zu beteiligen. Denn, so Heisler: Man habe "kein Problem mit der Gesellschaft, sondern mit der Regierung." Er hoffe, aber, dass man nach den Wahlen wieder ins Gespräch kommen werde. Regierungschef Orbán hatte auf die Boykottankündigung des Verbandes in der vorigen Woche mit einem Brief geantwortet und Verhandlungen vor den Wahlen (6. April) abgelehnt. Die Antwort empfand der Mazsihisz-Chef als eine "unmissverständliche Zurückweisung". Mehr in: Zwischen allen Stühlen: Hat Ungarn wieder eine "Judenfrage"?

red.

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