THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 13 - 2014   NACHRICHTEN 24.03.2014

 

Transparenter Honig: Minister will Falsche Akazie in Ungarn gegen die EU verteidigen

Der ungarische Landwirtschafts- und Umweltminister Sándor Fazekas hat im Rahmen der EU-Initiative gegen invasive Arten eine Ausnahme für die "Falsche Akazie", auch "gemeine Robinie" oder lat. robinia pseudoacacia, verlangt. Der Pionierbaum aus Amerika bilde die Grundlage der Honigproduktion des Landes und müsse daher von der EU-Verbotsliste genommen werden. Komisch: gegen bienentötende Pestizide hatte der Minister nichts.

Insgesamt beziffert die EU den Schaden durch invasive, also sich angesiedelte, nicht heimische Pflanzen- und Tierarten auf jährlich rund 12 Milliarden Euro für die Landwirtschaft, die Verbotsliste verbietet den Import, Verkauf und die Nutzung innerhalb der EU, zusätzlich werden Projekte zur Reaktivierung der ursprünglichen Flora und Fauna gefördert.

Die Falsche Akazie ist seit dem 17. Jahrhundert in Europa bekannt, ungefähr hundert Jahre später wurde sie auch in Ungarn erwähnt. Neben der Produktion eines "einzigartig durchsichtigen" Honigs, gilt auch die Fähigkeit des Baumes, mit Stickstoff überdüngte Felder zu neutralisieren als nützlich, weshalb Bauern ihn gerne als Feldbegrenzungen sehen.

Ungarn ist im Verhältnis zu seiner Größe ein enormer Honigproduzent und erzeugt rund ein Zehntel des gesamten Honigs in der EU, die Jahresproduktion liegt bei ca. 30.000 Tonnen, 80% weden exportiert. Laut Ministerium macht der Anteil der Honigproduktion rund 1% der gesamten Agrarwirtschaft auf, 20.000 Familien beziehen darüber ganz oder teilweise ihr Einkommen.

 

Interessanterweise stellte sich die ungarische Regierung im Vorjahr jedoch gegen das EU-weite Verbot von Pestiziden auf der Basis von Nikotiniden, die als eine Ursache für das massenhafte Bienensterben ausgemacht wurden. Der gleiche Landwirtschaftsminister, der sich jetzt für den Akazienhonig in die Waagschale wirft, erklärte damals, dass es zu "schwer ist, diese Mittel zu ersetzen", die "nötig sind, um die Saat zu schützen".

Zwar kenne er die Probleme "westlicher Bienenzüchter, aber "wir haben solche Probleme nicht." Außerdem sehe er keinen "überprüfbaren Zusammenhang" zwischen diesen Chemikalien und dem Bienensterben. Ohne diese Art von Pestiziden, meint der Minister, sei "eine sichere Produktion" nicht möglich. Diese Pestizide werden übrigens auch in Ungarn produziert.

red.

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