THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854

 

Hauptmenü

 

 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.

 

(c) Pester Lloyd / 13 - 2014   AKTUELL 24.03.2014

 

Tod im Polizeiauto

Was geschah mit dem Geschäftspartner von Ex-MSZP-Vize Simon?

Der plötzliche Tod eines illustren Geschäftsmannes im Polizeigewahrsam erregt dieser Tage die Gazetten und Internetportale Ungarns. Es handelt sich um einen engen Vertrauten des Ex-MSZP-Vizes und jetzigen U-Häftlings Simon, weshalb der Fall eine politische Dimension bekommt. Die Todesumstände sind mysteriös und der Fall wird nun auch das Parlament beschäftigen, Wahlkampf inklusive.

Am Donnerstag verstarb der erst 41jährige Tamas Welsz (Foto) in einem Polizeiwagen, der ihn zu einer Vernehmung ins Polizeipräsidium bringen sollte. Welsz war ein enger Vertrauter des kürzlich aus Amt, Partei und Parlament ausgeschlossenen Vizevorsitzenden der oppositionellen Sozialisten, MSZP, Gábor Simon, der bis heute die Herkunft von rund 780.000 EUR auf seinem österreichischen Konto nicht erklären konnte oder mochte und wegen des Verdachts der Untreue, Steuerhinterziehung sowie wegen Dokumentenfälschung seit 11. März in Untersuchungshaft sitzt. Gegen Welsz liefen bereits eigene Ermittlungen, er soll Simon, aber auch anderen Geschäftspartnern, gefälschte Pässe aus Guinea-Bissau beschafft haben, mit denen diese Tarnkonten bei ungarischen und anderen Banken anlegten oder dies zumindest versuchten. In der Vorwoche gab es eine Reihe von Haus- und Bürodurchsuchungen bei Welsz, der kürzlich als Aufkäufer der Reste der gescheiterten Fluglinie Sólyom Airways Schlagzeilen machte.

Was am Donnerstag genau geschah, ist nun Gegenstand "interner Ermittlungen". Nach ersten Berichten soll Welsz in Handschellen aus seinem Büro in der Budapester Innenstadt abgeführt worden sein, im Polizeiauto sei ihm dann urplötzlich schlecht geworden und verstarb binnen kürzester Zeit. Die Polizei erklärte hingegen, dass es sich nicht um eine Verhaftung, sondern nur eine Einvernahme handelte, der Welsz freiwillig folgte und der mit der Polizei kooperierte und weitere Unterlagen an die Ermittler übergeben wollte, die Polizei habe ihn lediglich aus Sicherheitsgründen selbst abgeholt, Handschellen oder andere Zwangsmaßnahmen seien nicht angewandt worden.

 

Gerichtsmediziner, interne Ermittler und sogar der Nationale Sicherheitsausschuss des Parlamentes sollen nun die Todesumstände untersuchen. Die Spekulationen reichen von einem Herzinfarkt, über Selbstmord, z.B. durch die Einnahme von Gift bis hin zu Polizeimord. Der Ausschuss, der den Fall Simon aufarbeiten soll, tagt Anfang der Woche, auch MSZP-Chef und Oppositionsspitzenkandidat Mesterházy soll vorgeladen werden, um bei der Aufklärung mitzutun, denn, so ist die Fidesz-Spitze überzeugt, der Parteichef müsse wissen, was das für Gelder seien.

red.

Der Pester Lloyd bittet Sie um Unterstützung.