THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854

 

Hauptmenü

 

 

 

 

(c) Pester Lloyd / 26 - 2014 WIRTSCHAFT 24.06.2014

 

Edelimmobilien in Budapest: Große Scheichs und kleine Prinzen im Kaufrausch

Das Interconti, das Meridien und das Palais Drechsler wechselten den Eigentümer, - Petro-Milliardäre der arabischen Halbinsel schlugen zu. Viele offene Fragen bleiben indes beim "Pariser Hof", dessen Eigentümer sich diffus-insulanisch geben. Nach wir vor offen ist die Zukunft von Ungarns berühmtester Bauruine, dem "Hotel" auf dem Rosenhügel, das wieder einmal verkauft werden soll, aber eigentlich nationalisiert gehört....

Khalaf Ahmad Al Habtoor, Rang 350 der Forbes-Liste der allerreichsten Menschen dieses Planeten und Eigner der auch regierungsseitig gut vernetzten Al Habtoor Gruppe aus Dubai, hat das leider stadtbildprägende Hotel Intercontinental in Budapest, 400 Zimmer, exklusive Down town-Lage an der Donaupromenade gekauft. Bereits vor zwei Jahren erwarb der Geschäftsmann das Le Meridien am Deák tér. Al Habtoor findet Budapest einfach toll und gastfreundlich, daher das Engagement, richtete er aus. Dort wo heute das Interconti steht, stand bis 1945 übrigens der neoklassizistische Lloyd-Palast (Abb hier). Im Interesse der Perspektiven der ungarisch-arabischen Freundschaft verzichten wir freilich auf Restitutionen.

Auch das sehr lange leerstehende "Ballettinstitut", eigentlich Palais Drechsler, am Andrássy Boulevard direkt gegenüber der Staatsoper, hat einen neuen Eigentümer. Die bisherigen Besitzer, die QPR Investimentos aus Portugal verkauften das Objekt, das sie vor einigen Jahren für rund 30 Mio. EUR von einem israelischen Investor erwarben, der es wiederum 1997 vom Staat ersteigerte. Der portugiesische Finanzinvestor brachte im Nachklang der Krise nicht ausreichend langfristig planende Geldgeber für den stilvollen Hot Spot zusammen.

Die Käufer des Drechsler werden vom Vermittler, einer mit einschlägigen Mandanten bestückten Anwaltskanzlei, geheim gehalten, was natürlich die Gerüchteküche mit Frischfleich beliefert. Denn fast schon Kultstatus genießt ein Video, auf dem Premier Orbán und Budapests OB Tarlós vor rund zwei Jahren in Feldherrenpose vor dem Palais zu sehen sind und darüber sinnierten, welches Gesetz man ändern sollte, um die Dinge in die "richtige" Richtung zu entwickeln. Sich informiert gebende Kreise wollen auch hier einen arabischen Investor im Hintergrund identifiziert haben, was die Involvierung parteinaher Kreise eher noch wahrscheinlicher macht, Stichwort: "strategische Partner für die Ostöffnung". Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1886 und wurde von dem berühmten Architekten Ödön Lechner entworfen. Während Budapests großer Zeit war darin u.a. ein berühmtes Kaffeehaus untergebracht.

 

Mutmaßungen, auch die Günstlinge der derzeitigen Regierungspartei interessieren sich nicht nur für Tabakgeschäfte und die heilige ungarische Erde, sondern ebenfalls für steingewordene Realien, kommen nicht von Ungefähr. Der vor Jahresfrist privatisierte "Pariser Hof", ein geradezu emblematisches Spät-Sezessions-Prunkstück, ein Rausch in Stahl, Stein und Glas unweit der Váci utca, gelangte in die Hände eigenartiger Firmenkonstruktionen auf den Seychellen und in Belize, hinter denen wiederum "ungarische Kreise" stecken sollen, wie die oppositionellen Grünen behaupten und in einem U-Ausschuss nachweisen wollen, der allerdings nie stattfinden wird.

Der Verkauf von öffentlichem Eigentum an Firmen mit "undurchsichtigen Besitzverhältnissen" verstößt in Ungarn gegen geltendes Recht, das übrigens von Fidesz selbst eingeführt wurde, um die "sozialistischen Off-Shore-Ritter" auszuhungern, die sich allerdings mit viel kleineren bezirkseigenen Immobilien und stümperhaften europäisch-angesiedelten Strohfirmen abrackerten, was mehrere rechtskräftige Urteile zeitigte. Zwischenzeitlich hat man aber auch bei den Nationenschützern vom Fidesz Gefallen an der pragmatisch-insulanischen Geldvermehrung und -verbergung gefunden - und das nicht nur bei Immogeschäften - weswegen man es mit dem "undurchsichtig" nicht mehr ganz so eng sieht. Schließlich are we one World - oder nicht?

Die wohl berühmteste Bauruine der ungarischen Hauptstadt, das Hotelskellett des ehemaligen Gewerkschafthotels (SZOT) in allerbester Lage auf dem Rosenhügel in Buda mit Blick über die gesamte Hauptstadt, harrt immernoch eines Wagemutigen oder Wahnsinnigen, der Abriss (denn nichts anderes ist mit dem seit Dekaden vor sich hin gammelnden Hotel-Torso möglich) und Neuprojektierung finanziert. Die derzeitigen Eigentümer, eine Immobilientochter der CIB-Bank (wiederum eine Tochter der italienischen Intesa Sanpaolo) befand die Marktlage nun für ausreichend gut, um das Objekt, das man selbst nicht fertigstellen mag, es aber auch nicht abreißen wollte, auf den Markt zu bringen und ihm eine "Zukunft in Würde" zu verschaffen.

 

Gerade Schlange dürften die Investoren trotz der Bombenlage nicht stehen, sonst hätte man auf die Vermittlungstätigkeiten eines großen, internationalen Immo-Büros verzichten können. Wer Intersse hat, kann sich bei Cushman & Wakefield in Budapest melden. Barzahlung bevorzugt. Die Lage des Gustostückerls und seine feldherrenhügelige Geographie prädestiniert es eigentlich für höhere Weihen als profanen Tourismus. Denkbar also - und wir tippen, dass wir auf diese Meldung nicht länger als 2 Jahre zu warten haben - dass bald im Interesse der "nationalen Sicherheit" geeignete Maßnahmen vollzogen werden, die Anlage für gesellschaftliche wichtige Aufgaben zu kultivieren. Ein Teepavillon für Staatsbesuche wäre z.B. eine passende Funktion, mit Blick auf den dann neuen und schon fixierten Regierungssitz unseres großen Vorsitzenden - der Budapester Burg.

cs.sz.

Der Pester Lloyd bittet Sie um Unterstützung.

 

 

 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.