THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854

 

Hauptmenü

 

 

 

 

(c) Pester Lloyd / 27 - 2014 GESELLSCHAFT 03.07.2014

 

Budapest Pride Parade: "Familienschützer" und Neonazis attackieren, 20 Botschafter unterstützen

Das in dieser Woche stattfindende Budapest Pride Festival der LGTB-Szene sieht sich wieder massivem Gegenwind extremistischer Gruppen ausgesetzt, erfährt aber auch wieder solidarische Unterstützung - vor allem aus dem Ausland. Mehrere Gegendemos lassen für die Abschluss-Parade am Samstag nichts Gutes ahnen, am Ende kann nur die Polizei wieder das Schlimmste verhindern.

 

In einer gemeinsamen Erklärung der Botschafter von Deutschland, Österreich Australien, Belgien, Kandada, Dänemark, Finnland, Norwegen, Frankreich, Israel, Irland, Italien, Malta, Portugal, Slowenien, Schweden, Schweiz, Niederlande, Großbritannien, USA wird das Recht auf friedliche und gesetzmäßige Selbstdarstellung betont, das niemandem verweigert werden darf und "Respekt für Menschenrechte" eingefordert sowie die Behörden aufgefordert dafür zu sorgen, dass ein so fröhlicher Anlass nicht durch Extremisten gestört wird.

Doch nicht nur die üblichen Hetzer der neonazistischen Partei Jobbik, die sich am Toldi Kino, einem der Veranstaltungsorte versammelten, um die "Abartigkeit" der Veranstaltung zu betonen, sich über die Steuermittel zu beklagen, die für diese "Perversitäten" ausgegeben werden und darzulegen, dass der Szene demnächst (wenn Jobbik 2018 die Macht übernimmt...) das "Verbot" droht, sehen das anders, sondern auch eine "konservative" Gruppe "zum Schutz der Familie", die eine Gegendemo für die Gay Pride Parade am Samstag anmeldete, bei der sich beide Gruppen zwangsläufig begegnen müssten.

Die sich nicht näher erklärende Facebook-Gruppe zum "Im Namen der Familie" will "die öffentliche Moral und die Kinderrechte" schützen (Nicht-Hetereo = Kinderschänder ist eine der gängigsten Diffamierungen) und man wolle zudem die "Gesellschaft immun machen gegen Versuche, die gegen die Familie gerichtet sind". Wie wir recherchieren konnten, sind zumindest zwei der Mitinitiatoren maßgeblich bei einer "Stiftung für die ungarische Familie" engagiert, die fast ausschließlich aus Steuergeldern finanziert wird, also von der Regierung sozusagen "genehmigt" sind. Dass sich weitere frömmlende sowie noch extremere Gestalten in dieser Szene sammeln, ist nicht verwunderlich, wenn auch der schiere Hass immer wieder veblüfft. Auf dem
Blog von Pusztaranger ist dies genauer dokumentiert.

 

Die Polizei ließ die Gegendemo der "Familienschützer" zur Parade zunächst verbieten, wegen der Überschneidung der Veranstaltungsorte. Ein Gericht hob dieses Verbot mit der Begründung auf, dass diese rein technische Frage nicht das Versammlungsrecht aufheben dürfe, da es sich dabei um ein verfassungsgetragenes Grundrecht handele (eigentlich ein grundlegendes Menschen- bzw. Bürgerrecht, das auch ohne die Verankerung in einer Verfassung auskommt, aber geschenkt...). Nun will die Polizei die Veranstalter beider Demos zum Gespräch laden, um einen Kompromiss zu finden, der die Bedürfnisse aller berücksichtigt. Weitere Demos von offen neonazistischen Gruppierungen wurden wegen der Ortsferne allesamt genehmigt, allerdings könnte es im Bereich zwischen Heldenplatz und Stadtwäldchen (dort findet ein "Pride-Picknick" als Abschluss der Parade statt) auch hier zu Aufeinandertreffen kommen.

In den Vorjahren kam es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen rechtsextremer Gruppen und angesoffenen Mobs sowie zu regelrechten Jagdszenen auf Teilnehmer der Parade, die letztlich stets nur durch massivsten Polizeischutz abgehalten werden konnte und zu regelrechten Evakuierungsaktionen führte. Zuletzt gingen linke Politiker, aber auch Botschafter der Unterstützerländer mit in der Parade, in diesem Jahr sorgte das Coming out eines bekannten Politikwissenschaftlers im Vorfeld der Festivalwoche für zusätzliches mediales Aufsehen.

www.budapestpride.com

red

Der Pester Lloyd bittet Sie um Unterstützung.

 

 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.