THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 30 - 2014 SPORT 23.07.2014

 

U19-EM in Ungarn: Gastgeber wird von Portugal aus Orbáns Stadion geschossen

Am Dienstag fand der zweite Spieltag der Gruppenphase der U19-EM in Ungarn statt. Dabei wurde in Gruppe A das Team der Gastgeber von Portugal mit 1:6 aus dem Turnier geschossen und das ausgerechnet vor den Augen der versammelten Polit- und Fußballfunktionärselite in der diesmal gut gefüllten Pancho-Arena, Orbáns Privatstadion in dessen Heimatort Felcsút. Die Medien sind entsetzt. Gruppe B bleibt wegen eines Remis´ der Deutschen spannend.

Portugal gegen Ungarn in Felcsút. Eine klare und nasse Angelegenheit.

Bereits das erste Spiel verloren die Ungarn gegen Österreich mit 1:3. Die Österreicher gewannen auch ihr zweites Spiel klar und souverän, gegen Israel spielten sie 3:0 vor offiziell 456 Zuschauern in Budapest, womit sich die peinliche Leere bei den Spielen ohne ungarische Beteiligung fortsetzt, obwohl die Ticketpreise im einstelligen Eurobereich angesiedelt sind. (Mehr dazu in diesem Beitrag)

Beide Siegerteams der Gruppe A halten nun bei 6 Punkten und machen am Freitag im direkten Duell den Gruppensieg unter sich aus. Die Begegnung der beiden ausgeschiedenen Mannschaften ist insofern noch von Bedeutung, da der Gewinner sich - wie die beiden Erstplatzierten - für die U20-WM in Neuseeland im kommenden Jahr qualifiziert, eine Chance, die Ungarn nur deshalb bekommt, weil es durch die Gastgeberschaft die zwei Qualifikationsrunden für die EM umgehen konnte.

In Gruppe B kam Deutschland, das im ersten Spiel Bulgarien mit 3:1 schlug, gegen Serbien mit viel Glück und in allerletzter Minute noch zu einem 2:2, so dass das letzte Spiel gegen die jetzt punktgleiche Ukraine die Entscheidung über den Einzug ins Halbfinale bringen muss. Die Ukraine gewann gestern mit 1:0 gegen Bulgarien, das damit ebenfalls bereits ausgeschieden ist. Deutschland genügt, wegen der besseren Tordifferenz, am Freitag ein Unentschieden, gewänne Serbien gleichzeitig gegen Bulgarien, wäre die Ukraine draußen.

Das Ausscheiden des ungarischen Teams in der "Regenschlacht von Felcsút" wird von den heimischen Medien mit einigem Entsetzen quittiert, galt nämlich gerade dieser Kader, auch aufgrund früherer Teilerfolge, als die Zukunftshoffnung für den ungarischen Fußball. Die führende Sporttageszeitung "Nemzeti Sport" sprach von einem "Ernüchternden Schlag ins Gesicht", der TV-Sender ATV sah "Ungarn durch den Mixer gedreht", das Newsportal Hír24 sieht die "als taltentiert geltenden Jungs gedemütigt", "Pancho-Arena hin oder her". Einige übten sich in bitterem Sarkasmus, die Jugend scheine den großen Spielernnachzueifern (die in der WM-Quali
8:1 gegen Niederlande und 3:0 gegen Rumänien verloren)

 

Kommentatoren loben zwar die Bemühungen und den gezeigten Einsatz der meisten der jungen Spieler, sehen diese aber als verheizt an. Während die regierungstreuen Zeitungen meinen, dass es eben Zeit brauchte und ansonsten der starke Regen Schuld war, fehlt es - so die Fachkommentare - einmal mehr an der Lern- und Beratunsfähigkeit von Trainerteams und Verbandselite, an internationalen Standards, Austausch und Experten sowie an einer konzertierten und gewollten Mitwirkung durch die Profivereine, deren Eignern und Präsidenten die Lukrierung von Mitteln für Stadionbauten mit VIP-Lounges offenbar wichtiger sei als der gezielte Aufbau von Mannschaften, die international mitspielen können. Die wichtigsten Fußballclubs in Ungarn sind heute unter der Kontrolle von Kadern der Regierungspartei, einschließlich des Premiers.

Zum Thema:
U19-EM in Ungarn: Leere Ränge, volle Kassen...

red.

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