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(c) Pester Lloyd / 07 - 2015   NACHRICHTEN   11.02.2015

 

Regierung erleichtert: US-Gesandter und Korruptionsjäger Goodfriend verlässt Ungarn

Ein sehnlicher Wunsch der ungarischen Regierung geht in Erfüllung: der Gesandte der US-Botschaft in Budapest, André Goodfriend, seit 2013 in Budapest stationiert und über eineinhalb Jahre höchste Vertreter seines Landes in Ungarn, kehrt in die USA zurück. Das meldet das Newsportal origo.hu unter Berufung auf die Sprecherin der US-Botschaft Webster. Offiziell werden dafür private Gründe angegeben. Seit wenigen Wochen ist mit Colleen Bell wieder eine ordentliche Botschafterin im Amt.

Goodfriend war in den vergangenen Monaten zentrale Figur in bis heute nicht geklärten, staatstragenden Fällen von Korruption und Amtsmissbrauch, bei dem gegen sechs ungarische Amtsträger US-Einreiseverbote verhängt wurden, darunter auch die Chefin des Finanzamtes NAV, Vida. Goodfriend äußerte, dass der US "konkrete Anhaltspunkte" der Korruptionsfälle (amtlich geduldete Mehrwertsteuerkarusselle, Kick back-Zahlungen gegen Steuerschonung, Erpressung, Günstlingswirtschaft) vorlägen und diese auch der ungarischen Regierung übergeben worden seien.

Diese behauptet bis heute jedoch, bis auf
einen "wertlosen Fetzen" keine Indizien zu haben, daher könne es auch keine Ermittlungen geben. Im Gegenteil, Orbán verlangte von Vida Goodfriend zu verklagen, was diese auch tat, auch die Generalstaatsanwaltschaft ermittelte wegen "Verleumdung" gegen den Diplomaten. Dessen Immunität verhinderte einen Prozess, womit die Sache für die Regierung erledigt war und es so gar nicht erst zu der Situation kam, dass Details auf den Tisch gelegt werden mussten.

 

Goodfriend wurde von der Regierungspresse und Regierungssprechern vorgeworfen, sich in die inneren Angelegenheiten Ungarns einzumischen, seine Teilnahme an mehreren Oppositionsdemos wurde zudem als Hinweis interpretiert, er sei als agent provocateure des "Weltpolizisten" USA im Einsatz und wolle einen Budapester Maidan etablieren.

Ob Goodfriends Rückzug taktische Züge trägt oder ob er schlichtweg die Nase voll hatte von der politischen Provinzialtität seiner Gegenüber oder er - mit Rücksicht auf die Familie - selbst um Versetzung gebeten hat und wer sein Nachfolger wird und ob der die offensive Linie seines Vorgängers fortführt, bleibt indes offen. Sicher ist nur, dass heute einige Sektkorken bei den "Familienoberhäuptern" in Budapest knallen dürften.

red.

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