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(c) Pester Lloyd / 10 - 2015    WIRTSCHAFT      03.03.2015

 

Fortgang im Finanzskandal: Buda-Cash-Banken unter Liquidation

Nachdem die ungarische Zentralbank, MNB, im Zuge der Übernahme der Hoheit über das Brokerhaus Buda-Cash wegen der mutmaßlichen Unterschlagung von rund 300 Mio. EUR, die Handlungsspielrräume der mit ihm verbundenen Bankengruppe eingeschränkt hatte, folgte am Dienstag auch der Entzug der Bankenlizenzen für die DRB, ERB, BRB und DDB mit fast 150.000 privaten Kunden, 80 Gemeinden und über 3000 Unternehmen.
 
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Schlange stehen für maximal 90.000 Forint, hier in Pécs. Ob die Liquidation der vier an sich gesunden Banken im Zuge der Buda-Cash-Abwiklung nötig war? Zumindest war sie gewollt. Mit der Budapest Bank, der MKB, der Takarékbank u.a. haben die Menschen ja nun genug “parteieigene” Alternativen...

Das bedeutet die amtlich eingeleitete Liquidation der eigentlich gesunden Geldhäuser, die damit begründet wurde, dass deren Kapitalreserven wegen der Ansprüche von Buda-Cash-Kunden sowie der Bankkunden selbst durch vermehrte Abhebungen "angegriffen" worden seien. Die MNB löste also erst einen Banken-Run aus und nahm diesen dann zum Anlass die Banken zu liqudieren.

Das von der EU vorgeschriebene Abwicklungsprozedere garantiert den privaten Kunden immerhin jetzt einen Zugriff auf den Einlagensicherungsfonds, der, sollte die Konkursmasse der Banken nicht genügen, ihre Ersparnisse mit bis zu 100.000 EUR pro Konto bzw. Kopf besichert. Bis Ende des Monats sollen die Kundenansprüche abgegolten werden. 67 Kommunen, die an ihre Gelder nicht mehr herankamen, soll seitens eines parlamentarischen "Schnellhilfspaketes" in Höhe von umgerechnet knapp 800.000 EUR über die erste Zeit geholfen werden, damit sie ihr "Tagesgeschäft" finanzieren können.

 

Derweil gehen die politischen Schuldzuweisungen weiter. Die Regierungspartei zieht sich auf ihre einmal gemachte Aussage eines "weiteren sozialistischen Finanzsskandals" zurück, die linke Opposition vermutet eine Enteignungsaktion zu Gunsten parteinaher Netzwerke. Die LMP, die sich zwischen Links und Rechts positioniert, verlangt unumwunden den Rücktritt von Nationalbankchef Matolcsy. Anstatt eine effektive Finanzaufsicht im Rahmen der Einverleibung der PSZÁF aufzubauen, zocke er mit politischen Mitteln an der Börse (es gibt den Vorwurf von Insidergeschäften).

Die MNB selbst bezichtigt alle, die etwas anderes sagen als sie der "wissentlichen Irreführung der Öffentlichkeit". Die Banken, so eine Aussendung von gestern, seien unter sozialistischer Herrschaft und durch Ausboten von "Alteigentümern" Stück für Stück unter die Kontrolle der Buda-Cash gewandert. Diese Aussage ist insofern ein Hinweis darauf, dass sich diese Ausgeboteten nun gerächt haben dürften.

Außerdem ist der ungarische Staat selbst ein maßgeblicher Player auf dem ungarischen Bankenmarkt geworden und daher nicht mehr neutral. Matolcsys Anmerkungen endeten denn auch mit einem passenden Scherzchen zur absurden Lage: er warf "den Sozialisten vor", "Politiker in hohe wirtschaftliche Position gehievt zu haben." und "Kontrollen verhindert zu haben". Zum Glück kam und kommt das bei Fidesz nicht vor.

red.
 

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