Hauptmenü

 

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854

Ost-West-Drehscheibe
Pester Lloyd Stellenmarkt

 

 

(c) Pester Lloyd / 11 - 2015   NACHRICHTEN    11.03.2015

 

Senderchef Gerkens geht: RTL finalisiert Deal mit Regierung in Ungarn

11rtlgerkens
RTL zieht den Chef seiner ungarischen Tochter, RTL Klub, Dirk Gerkens, aus Ungarn ab. Vorerst wird Regionalleiter Andreas Rudas die Senderleitung übernehmen, zukünftig soll jedoch ein "ungarischer Geschäftsführer" gefunden werden, um die "Verbindungen der Gruppe in die ungarische Gesellschaft zu stärken", wie es in einer Aussendung heißt.

Dass die Ablösung von Gerkens, der den Job seit 2001 machte, Teil des Deals mit der Regierung über die Verringerung der Werbesteuer ist, kann als gesichert gelten. Gerkens stellte seine Nachrichtenredaktion äußerst offensiv gegen die Orbán-Regierung und deren Korruptionsskandale ein, nach dem die Regierung die Werbesteuer so zurechtgebogen hatte, dass nur RTL in den "Genuss" der Zahlung von 50% seiner Nettoeinahmen kam. Zwischenzeitlich evakuierte Gerkens wegen Drohungen gegen Leib und Leben seine Familie aus Ungarn und begab sich selbst - unter Personenschutz - in ein Hotel.

Die RTL-Mutter Bertelsmann zog gegen die Werbesteuer, die das Ziel hatte, dass "RTL so oder so Ungarisch wird" (Orbán), nach Brüssel, in Hinterzimmern wurde dann ein Deal ausgehandelt, der die Steuersätze abflacht (irgendetwas zwischen 3 und 10%), dafür aber alle Unternehmen einbezieht, auch jene, die zuvor unter einen Freibetrag fielen.
Mehr dazu in diesem Beitrag. Dieser Deal löste wiederum einen neuen "Medienkrieg", diesmal zwischen Orbán und dem Oligarchen Simicska mit seiner Mediengruppe (Hír TV, Magyar Nemzet, Lánchíd etc.) aus.

 

Gerkens Auswechselung wird RTL ein passender Anlass sein, mit einem neuen "regional verankerten" Chef auch bald eine inhaltliche Neubestimmung anzugehen, die letztlich dazu führen wird, dass die regierungskritischen Töne aus den Hauptnachrichten weitgehend verschwinden werden, denn das ist Teil des Deals mit der Regierung - eine persönliche Forderung von Orbáns Kanzler Lázár - und auf diese Weise bekommt jede Seite, was sie will.

Die Werbesteuer als Vehikel der Austrocknung bzw. Übernahme unliebsamer Medien bleibt bestehen, RTL hätte somit, kurz gesagt, ein Stück Medienfreiheit für eigene Profitinteressen verkauft - was niemanden verwundern sollte, denn praktisch alle großen ausländischen Medien- und Verlagshäuser, ob ProSiebenSat1 (TV2-Verkauf), Springer und Ringier (Népszabadság) oder WAZ/Funke (HVG), gingen so vor.

red.

Der Pester Lloyd bittet Sie um Unterstützung.
Pester Lloyd Unterstützer Abo

 

 

 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.

Unterstützen Sie den Pester Lloyd!