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(c) Pester Lloyd / 11 - 2015   NACHRICHTEN      09.03.2015

 

Indirekte Anschuldigungen von Simicska: War Orbán früher Stasispitzel?

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Der mit Orbán verfehdete, frühere Weggefährte, Ex-Fidesz-Finanzier und Oligarch Lajos Simicska hat in einem Interview mit dem Politblog mandiner.hu durchblicken lassen, dass er Orbán verdächtigt, in der Kádár-Zeit als inoffizieller Informant des Geheimdienstes tätig gewesen zu sein. Simicskas Geschichte spielt zu Zeiten als Beide gemeinsam ihren Militärdienst vor ihrem gemeinsamen Studium des Rechts an der ELTE absolvierten.

Viktor Orbán und László Kövér Ende der Achtziger Jahre

Damals soll ihn ein wohlmeinender Offizier auf eine Akte hingewiesen haben, die Informationen über seine regimekritischen Äußerungen enthält, die aus seinem näheren Umfeld zusammengetragen worden sein sollen und sein Studium gefährden könnten. Als Simicska seinen damaligen Freund und Zimmergenossen Orbán darauf ansprach, habe dieser eingestanden, dass er Berichte über ihn anfertigen müsse, man diese aber gemeinsam so gestalten könne, dass er keine Nachteile daraus habe. Simicskas Vater war 56er Aktivist und der Sohn daher unter besonderer Beobachtung.

Später soll Orbán ihm gesagt haben, dass eine Anwerbung stattfand, er aber die Unterschrift unter eine entsprechende Vereinbarung mit der ungarischen Stasi verweigert habe und selbst Opfer von Bespitzelung wurde. Simicska meint nun, dass der Umstand, dass seine Akte auf Anforderung nach der Wende als verschwunden erklärt wurde, ihm Hinweis darauf ist, dass Orbán womöglich doch Berichte über ihn verfasst habe und tiefer als IM verstrickt war als er zugeben mag und sei es, um seine eigene Karriere zu sichern.

 

In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass der heutige Parlamentspräsident Kövér, ebenfalls aus der Runde der Fidesz-Gründer, 1998 als Minister ohne Geschäftsbereich für die Geheimdienste zuständig war und womöglich mit der Aufgabe betraut wurde, die Aktenlage für Orbán zu bereinigen.

Die Äußerungen Simicskas sind im Zusammenhang mit dem "Medienkrieg" zwischen ihm und der Fidesz-Spitze zu sehen.
Mehr dazu hier.

Die Debatten über die Stasivergangenheit von Politikern (auch viele der heutigen Fidesz-Leute hatten vor der Wende bereits politisch Karriere gemacht, u.a. Innenminister Pintér) kann in Ungarn nach wie vor fast ausschließlich auf Spekulationen basierend geführt werden, da sowohl die MSZP wie auch Fidesz eine allgemeine Zugänglichkeit der Akten bisher konsequent verhinderten.
Mehr dazu.

Ein
ausführlicher Bericht dazu auf hungarianspectrum.org

UPDATE 14 Uhr: Es tue ihm leid, dass Simicska so "gesunken" sei und derart "niedrige Anschuldigungen" vorbringt. So reagierte Orbán am Montag am Rande der Botschaftersitzung auf die Frage eines Medienvertreters zu den Simicska-Spitzel-Vorwürfen. Er könne sich weder den Furor Simicskas erklären, noch verstehe er, was er eigentlich andeuten wolle. "Die Fakten sprechen für sich selbst", "alle Informationen" lägen vor. Ihm tue diese Art der Auseinandersetzung mit einem Weggefährten "weh".

Informationen, so Simicska, lägen eben nicht vor, was unter anderem daran liege, dass die Akte mit der Liste aller Stasispitzel der Kádárzeit, der offiziellen wie der inofiziellen, in Moskau liege (bisher sickerten nur partielle Listen durch, was aber auch schon für jede Menge Aufregung sorgte). Dieser Umstand helfe erklären, warum sich Orbán derart an Putin andient. Möglicherweise hat der Kreml ihn und andere Fidesz-Politiker in der Hand...

red.

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