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(c) Pester Lloyd / 13 - 2015   POLITIK    23.03.2015

 

UNICEF: Kinderarmut in Ungarn höchste in der EU

"Die makroökonomischen Daten Ungarns sind der Beweis für eine Erfolgsgeschichte." Premier Orbán am Freitag nach dem EU-Gipfel in Brüssel.
"Jedes dritte Kind in Ungarn lebt in gesundheitsgefährdenden Umständen", in keinem Land der EU wuchs die Kinderarmut so stark. Die UNICEF am Freitag in ihrem aktuellen Armutsbericht.
 
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Neben zu geringen Einkommen der Eltern, fehlendem Zugang zu Bildung, inadäquater Ernährung, die Ursache und Grund für Armut, vor allem aber für einen fehlenden Ausweg daraus sind, prangert die UN-Organisation in diesem Jahr vor allem unhygienische Zustände bei der Behausung an, die unwürdig und gesundheitsgefährdend - vor allem für Kinder - sind.

 

So haben nach aktuellen Erhebungen 170.000 Kinder in Ungarn keine Innentoilette zur Verfügung und über 600.000 lebten in Wohnungen und Häusern, wo es Schimmel gibt, was zu einer hohen Rate von Lungenwegserkrankungen führt, entsprechend hoch sind die Asthma-Raten bei Kindern in Ungarn. Ca. 200.000 Kinder sind in Behausungen untergebracht, die kein richtiges Licht haben, feuchte Räume, leckende Dächer werden als weitere, häufig auftretende Probleme genannt.

Ungarn hat nach UNICEF-Angaben die höchste Wachstumsrate bei der Kinderarmut in den letzten Jahren hingelegt, wobei jene, die bereits als arm gelten müssen, noch schneller weiter verarmten als andere Gruppen, stellt der Bericht fest. Das ist die klassische Folge einer (in diesem Falle kalkulierten) politischen Fehlentwicklung.

Eine Folge der Zustände (die übrigens am meisten die ungarischen Roma betreffen, ein Beleg für das Scheitern der auf Law-and-Order-Maßnahmen und PR-Schows konzentrierten "nationalen Romastrategie" von Minister Balog) ist, dass die extreme Armut, die Familien auch direkt zerstört. In jedem dritten Fall, in dem Behörden Eltern das Sorgerecht für Kinder entziehen, spielt, laut UNICEF, Armut die auschlaggebende Rolle. Die Eltern können die Auflagen zur Schaffung einer "bewohnbaren Umgebung" nicht erfüllen, daher nimmt man ihnen die Kinder weg. (Diese Tendenz zu einem gezielten System umzubauen, also die Kinder von Roma in staatlicher Obhut und fern ihrer Familien "umzuerziehen", ist erklärtes Ziel der Jobbik, der Fidesz - wegen sich überschneidender Wählergruppen - immer mehr nacheifert).

 

Laut Premier Orbán ist "Kinderarmut" ein "Fetisch der Linken", für KDNP-Fraktionschef Harrach Hungern eine Art Life-Style, für Kanzler Lázár jeder Mensch nur so viel wert wie er hat. Durch Pflichtkindergärten und Schulspeisungsprogramme "wird es bald keine hungernden Kinder mehr geben" (Orbán). Wer anderes behauptet - NGO´s z.B., destabilisiert, im Interesse ausländischer Mächte, das Land und die Nation.

Während makroökonomische Daten (z.B. ein BIP, das zu bis zu 10% aus EU-Zuschüssen besteht) als Erfolgsindikator für Orbáns Wirtschaftspolitik vorgewiesen werden,
steigt - außer in Griechenland - in keinem EU-Land die Armut schneller, bereits 36% gelten nach EU-Maßstäben als arm, das sind 3,5 Mio. Menschen. Orbán rühmt sich seiner "Sozialpolitik", von der profitiert aber nur eine kleine Mittelschicht.

Hintergründe zum Thema:

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red.

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