Eklat am Nationaltheater: Direktor fordert Erklärung für politisches Statement eines Gastschauspielers
Attila Vidnyánszky, Direktor des im künstlerischen Zentrum des tobenden ungarischen Kulturkampfes stehenden Ungarischen Nationaltheaters, verlangt eine "Erklärung" für das "direkte politische Statement", das der Burgschauspieler Martin Reinke (Szenenfoto) bei einem Gastspiel des Wiener Burgtheaters in Budapest abgab. Reinke verlas am Ende einer Aufführung der "Möwe" einen Brief, in dem er tiefe Bedenken über das "Abdriften der Regierung Orbán vom Weg der Demokratie" äußerte und das schwere Schicksal des ungarischen Volkes bedauerte.
Der Eklat war perfekt. Der linientreue Nationaltheaterdirektor, berüchtigt für seine nationalistisch-sakralen Schmachtfetzen, ließ seine Mitarbeiter während Reinkes Auftritt ein Bild mit den Namen der 13 von Österreich hingerichteten Märtyrern des 1848/49 Antihabsburgaufstandes an den Vorhang werfen. Vidnyánszky schrieb an seine Wiener Kollegin, Karin Bergmann, dass er die für das Publikum "unerwartete Message" als Zeichen "schlechten Geschmacks" ansieht.
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