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(c) Pester Lloyd / 39 - 2016   WIRTSCHAFT     29.09.2016

Noch hinter Ruanda: Ungarn fällt bei Wettbewerbsfähigkeit auf historisches Tief

Ungarn ist im Globalen Index für Wettbewerbsfähigkeit (GCI) auf den historischen niedrigsten Platz gefallen. Mit Rang 69 ging es nochmals sechs Plätze gegenüber dem Vorjahr abwärts. Besonders die ausgeuferte, strukturelle Korruption, Amtsmissbrauch, eine ineffektive Verwaltung, schwache Werte in Insfrastruktur und Gesundheitswesen, aber auch die massive Fachkräfteabwanderung und fehlende Impulse für Wissenschaft, Forschung und Innovation führten zur der negativen Bewertung.

38koezmunkaInnerhalb der EU belegt Ungarn Rang 25 von 28. Doch vor allem bei vergleichbaren Ökonomien in Osteuropa baute Ungarns Wettbewerbsfähigkeit stark ab und liegt auf einem Niveau mit Rumänien und Bulgarien, während Tschechien, Slowakei und Polen deutlich besser abschneiden.

Massenhafte, staatlich verordnete Billigstarbeit wie hier auf dem Foto, reduziert zwar die Arbeitslosenquote, bringt aber weder Wohlstand noch Wettbewerbsfähigkeit... Fast jeder dritte Arbeitsplatz in Ungarn ist steuersubventioniert. Mehr dazu.

Der GCI wird vom World Economic Forum (WEF) für 138 Volkswirtschaften erstellt und ist eine Mischung aus objektiven Kennziffern und komplexen Datenanalysen sowie der Einschätzung von hunderten Entscheidern aus der Wirtschaft. Der ungarische Partner des WEF ist das Institut Kopint-Tárki, das als neoliberal und weitgehend politisch unabhängig gilt. Hier der gesamte CGI in englischer Sprache
http://reports.weforum.org/global-competitiveness-report-2015-2016/

In acht von zwölf Bewertungssparten "schaffte" es Ungarn in die Gruppe der Letzten weltweit, vier dieser Kategorien behandeln institutionelle Belange. Zusammengefasst orten die Analysten das gravierendste Problem in einer ausgeprägten Vetternwirtschaft, also der "Bevorzugung einiger privilegierter Unternehmen, die riesige Vorteile gegenüber ihren Mitbewerbern" hätten, weil sie von Regierungsstellen bevorzugt würden. Zudem sei die Gesetzgebung intransparent und Eigentumsrechte würden missachtet.

Die Zusammenarbeit zwischen Forschungs- und Lehreinrichtungen und der Industrie sei auf einem fatalen Niveau, Anreize für avancierte Grundlagenforschung oder die Förderung von High-Tech-Technologien seien marginal. Hinzu kommen "ernsthafte Probleme auf dem Finanzmarkt", der es Unternehmen fast unmöglich mache, sich zu vernünftigen Bedingungen z.B. mit Kapital für Forschung und Entwicklung auszustatten.
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An der Weltspitze hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit stehen: Schweiz, Singapur, USA, Niederlande, Deutschland, Schweden und Großbritannien, gefolgt von Finnland, Norwegen, Dänemark. China landet auf 28, Indien auf 39, Russland auf Platz 43. Noch vor Ungarn sind Länder platziert wie: Vietnam, Botswana, Peru, Kasachstan und Ruanda.

Die Regierung reagierte natürlich verschnupft und wie üblich zickig auf die ernüchternde Einschätzung. Die Studie würde auf "subjektiven" Daten und der Befragung "einiger weniger Manager" aufbauen und sei "klar politisch vorurteilsbehaftet." Ungarn hätte Erfolge vozuweisen, um die es halb Europa beneide und sei - in schwierigem Umfeld - Vorreiter und Motor der Region. Dennoch strengten sich mehrere Ministerien an, erfolgversprechende Programme zur Mobilität von Arbeitskräften und im Forschungssektor anzukündigen.

 

Aufgrund der leicht zu manipulierenden und schön gerechneten Datenerhebungen in Ungarn und die unterschiedliche Bewertung von "guter Wirtschaft" zwischen Neoliberalen und wirklich an den Lebensumständen der Menschen orientierten Beobachtern, ist eine mit Zahlen zu untermauernde Einschätzung der ungarischen Volkswirtschaft sehr komplex und nicht in wenigen Worten machbar.

Fakt ist, dass sogenannte Eckdaten wie Inflation, Schulden zum BIP, nominales Wachstum, Arbeitslosenrate nominal stabilisert bzw. verbessert wurden. In nachfolgenden Artikeln ist jedoch klar nachzulesen, wie wenig Einfluss diese "Verbesserungen" auf das tägliche Leben in Ungarn haben, einem Land, in dem sich eine Nomenklatura von den eigenen Gesetzen beschützt, schamlos bereichert, während rund die Hälfte des Landes mit zunehmendem Elend kämpft und Hunderttausende als "Wirtschaftsflüchtlinge" das Land gen Westen verlassen haben...

Aktuelle Wirtschaftsdaten Ungarn
http://www.pesterlloyd.net/html/1635wirtschaftsdaten.html

Berichte und Links zur Armutsentwicklung in Ungarn
http://www.pesterlloyd.net/html/1513kinderarmut.html

Systematische Verelendung als Regierungspolitik
http://www.pesterlloyd.net/html/1428verelendung.html

Strukturelle Korruption
http://www.pesterlloyd.net/html/1448legalisiertekorruption.html


red.

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