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(c) Pester Lloyd / 41 - 2016    GESELLSCHAFT     13.10.2016

Mordanklage: Ungarn schließt Ermittlungen zum Tod von 71 Menschen in LKW ab

Am Mittwoch verkündeten die ungarischen Polizei- und Ermittlungsbehörden die Ergebnisse im Falle der vor mehr als einem Jahr in einem LKW in Österreich aufgefundenen 71 Leichen. Dabei handelte es sich um Flüchtlinge, die im August 2015 von einer Schleuserbande getötet worden waren, in dem man sie in ein Fahrzeug ohne Luftzufuhr sperrte.

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Aufgrund der Ermittlungsergebnisse der Nationalen Ermittlungsbehörde wird gegen acht Bulgaren und einen afghanischen Staatsbürger Anklage erhoben, gegen vier von ihnen wegen Mordes, so Zoltan Boross, Chef der Abteilung gegen illegale Einwanderung. Den anderen würde der Prozess wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, fahrlässiger Tötung und weiterer Delikte gemacht.

 

Es sei klar, dass es sich um einen international organisierten Menschenschmugglerring handelte, der fast ein Jahr lang von Ungarn aus operierte. Die neun Beschuldigten sitzen bereits in ungarischer Untersuchungshaft. Drei weitere Bulgaren würden mit internationalem Haftbefehl gesucht, sie sollen als Fahrer fungiert haben. Boross zeigte sich stolz, dass man die Ausführenden, aber auch die Hintermänner schnappen konnte. Beobachter sprechen dennoch von "kleinen Fischen" und bedauern, dass man die in die Türkei führenden Spuren nicht weiter verfolgt hat oder verfolgen konnte.

Unter den 71 qualvoll erstickten Menschen waren Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan, darunter auch Kinder. Der ausrangierte Kühl-LKW eines Wursthändlers wurde am 27. August an der Autobahn A4 in Österreich zwischen Budapest und Wien, bei Nickelsdorf gefunden. Gerichtsmediziner brauchten Wochen, um die Leichen zu identifizieren, der Todeskampf der Menschen soll mehr als drei Stunden gedauert haben, ihr Tod bereits auf ungarischem Territorium eingetreten sein.

 

Der Fall galt als ein Wendepunkt, der die Regierung Deutschlands, konkret Kanzlerin Merkel zur - heute viel kritisierten - Änderung ihrer Asyl-Politik bewegt haben soll, in dem sie Hunderttausende Syrer aus humanitären Gründen über Ungarn nach Deutschland einreisen ließ. Historisch und eingedenk aller praktischen und politischen Schwierigkeiten ein Schritt großer Humanität, sind sich die Unterstützer dieser Politik einig. Eine Gefährdung des inneren Friedens ist noch der geringste Vorwurf, der Merkel von den Kritikern gemacht wird.

Der als "lokaler Chef" und Dratzieher der Schmuggelei beschuldigte Afghane lebte, laut Behörden, bereits seit 2013 als anerkannter Flüchtling in Ungarn, war also nicht Teil der Flüchtlingswelle von 2015. Er soll seit Februar 2015 praktisch täglich Menschen geschmuggelt haben, insgesamt will man ihm und den Komplizen 1.106 Fälle nachweisen können. Teile der Gewinne wurden nach Afghanistan transferiert.

Robert Crepinko, Chef des Dezernats gegen Menschenhandel bei Europol ergänzte, dass man monatlich 150 bis 200 Fälle von Menschenschmuggel bearbeite, allein im letzten Jahr schätzt man den "Markt" in Europa auf 5 bis 6 Milliarden Euro.

red.

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