Hauptmenü

 

Unabhängiger Journalismus braucht die Hilfe seiner Leserinnen und Leser!

Bitte unterstützen auch Sie den PESTER LLOYD!

 

AUB6-PESTERLLOYD BANNER2

 

(c) Pester Lloyd / 43 - 2016    NACHRICHTEN     25.10.2016

Pogrom von Nazis und CIA: Russisches Staatsfernsehen verteidigt Niederschlagung von Volksaufstand in Ungarn 1956

Es mag ja sein, dass sich die Machtattitüden, die postdemkratischen Gesellschaftsmodelle,  die Kleptokratie als Staatsform, ja selbst die Charaktere der "Führer" von Russland und Ungarn immer mehr annähern, wobei letzteres sich heute durch Milliardenkredit und AKW-Ausbau absurderweise freiwillig in die einst bekämpfte Abhängigkeit zurückbegibt. Bei der Interpretation der Ereignisse von 1956 liegen die beiden "Bruderstaaten" jedoch meileinweit auseinander.

43kiseljow (Andere)


Dimitri Kiseljow, Anchorman und Vizechef des russischen Staatsfernsehens und von einer Qualität, die Karl Eduard von Schnitzler und Zsolt Bayer wie rethorische Hundewelpen aussehen lassen, schoss in seiner Wochenendkolumne zur besten Sendezeit eine kräftige Salve nach Budapest. Der Sendeplatz ist normalerweise seinen Tiraden gegen die selbstmörderische Dekadenz der EU, den Imperialismus der USA oder die faschistischen Ukrainer gewidmet, diesmal kam das kleine Ungarn in den Genuss einer mündlichen Hinrichtung durch den Kreml-Goebbels Kiseljow.

Ihm nach waren 1956 in erster Linie westliche Geheimdienste, einschließlich des CIA, aber auch "tausende Nazis" Schuld an der Revolte gegen die "sowjetische Nachkriegsordnung". Für ihn war das damals kein Volksaufstand, sondern eine Konterrevolution, ja ein Pogrom, angezettelt von "tausenden aus den Gefängnissen gelassen Naziverbrechern". Banden zogen von Haus zu Haus, um Kommunisten und Juden zu jagen. Dies konnte nicht ohne "Training durch den CIA" geschehen. Daher, so implizierte der zehnminütige Beitrag, sei die militärische Niederschlagund durch die Rote Armee mehr als gerechtfertigt gewesen. Sekundiert wurde der oberste russische Hass- und Kriegsprediger von einer MSZP-Ex-Abgeordneten, über die in Ungarn selbst die Kommunisten (alle drei) den Kopf schütteln.

 

Die oben genannten Exzesse gab es, blieben aber im Angesicht hunderttausender normaler Bürger, voran die Studenten, eine, wenn auch tragische, Nebengeschichte. Allerdings in nichts vergleichbar mit den Mordorgien der Bolschewiki während und nach der Oktoberrevolution und schon gar nicht mit den Säuberungen unter Stalin. Den Reformsozialisten Imre Nagy als Marionette von CIA und Altnazis und Führer eines Pogroms gegen russische Bürger hinzustellen, dazu gehört schon eine gehörige Portion Unverschämtheit. Kiseljow zog zudem noch eine Linie von 1956 bis heute, die damalige "von außen gesteuerte Revolte" sei vergleichbar mit den "farbigen" Revolutionen von heute, die ohnehin zu nichts gutem führen, lies: die Amis sind an allem Schuld und alle sind Nazis, außer Putin.

Eine Antwort von Orbán oder anderen westlichen Putinverstehern ist bis dato nicht überliefert. Die oppositionelle LMP forderte vom ungarischen Außenminister die Einbestellung des russischen Botschafters. UPDATE (17:08 Uhr) Wie soeben bekannt hat Außenminister Szijjártó den russischen Botschafter einbestellt. Man erwarte sich eine Klarstellung darüber, dass keiner der Helden von 1956 sowie die Ereignisse selbst in entwürdigender Weise dargestellt würden. Angesichts der ausstehenden 10 Milliarden Euro-Zahlung aus Moskau, kann man sich die Antwort des Botschafters in ungefähr ausmalen...

red.

Was war denn los bei Euch? Pester Lloyd - in eigener Sache

Unabhängiger Journalismus braucht die Hilfe seiner Leserinnen und Leser!

Bitte unterstützen auch Sie den PESTER LLOYD mit einem Abo oder einer Spende. Infos hier!



 



 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.

 

 

 

 

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854