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(c) Pester Lloyd / 44 - 2016 NACHRICHTEN 04.11.2016
Der Fall Pharaon: Machte Ungarns First Family Geschäfte mit einem Terroristen?
Haben Mitglieder der Familie Orbán Geschäfte mit einem gesuchten Kriminellen und Terror-Finanzierer gemacht? Diese Frage geistert seit einigen Tagen durch die unabhängigen Medien. Es geht dabei um die schillernde und beängstigende Figur des Saudi-arabischen Geschäftsmannes Ghaith Pharaon. Er wird vom FBI und von Interpol seit Jahren wegen kriminellen Bankaktivitäten gesucht und gilt als einer der Finanzierer des Al-Qaida-Terrorgeflechts.
Eines der Unternehmen des Multimilliardärs betreibt seit Monaten regen Immobilien-Handel in Ungarn. Orbáns Schwiegersohn, István Tiborcz, ein geschäftlicher Hans Dampf in allen von Fidesz gepflasterten Gassen, selbst im Fokus der EU-Antibetrugsbehörde OLAF stehend, soll (wiederum über ein ihm zuzuordnendes Unternehmen) nicht nur ein ehemaliges Posta-Bank-Gebäude verkauft haben, sondern auch ein direkt gegenüber von Orbáns Budapester Wohnsitz gelegenes Grundstück verkauft haben.
Die Regierung konnte die vielen Gerüchte und Vorwürfe nicht länger unkommentiert lassen. Natürlich mache der Premier oder sein Umfeld keinerlei Geschäfte mit Ghaith Pharaon. Ja, man würde diesen Mann natürlich verhaften lassen, wäre er denn nur in Ungarn. Orbáns Sprecher Lázár musste jedoch einräumen, dass man dem Gesuchten an der ungarischen Botschaft in Libanon vor einem Jahr ein EU-Visa ausstellte. Allerdings habe man "sechs Länder" zuvor gefragt, ob das für sie ein Problem darstelle. "Nicht einmal Deutschland hatte etwas dagegen". Antworten von den USA und Saudi-Arabien seien nicht rechtzeitig eingetroffen, man hatte daher "keine Basis für die Verweigerung eines Visas".
Es sei bekannt, dass Pharaon danach mehrfach in Ungarn gewesen sei und auch "einiges unklar hinsichtlich seiner Identität sei", doch: der ungarische Verfassungsschutz und die Polizei arbeiten "den Fall ab". Bis heute seien die Aktivitäten des Mannes jedoch nicht als nationales Sicherheitsrisiko einzustufen. Warum man den Mann damals nicht verhaftet hatte? Weil der Haftbefehl Interpols bereits 6 Monate alt war. Derzeit halte sich jedenfalls niemand mit dem Namen Ghaith Pharaon in Ungarn auf, beschwichtigte Lázár und ergänzte, dass auch US-Firmen mit Unternehmen dieses Mannes Geschäfte gemacht hätten.
red.
Was war denn los bei Euch? Pester Lloyd - in eigener Sache
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