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(c) Pester Lloyd / 51 - 2016    AKTUELL     25.12.2016

Partisanenaktion: Unbekannte hacken Orbán-Interview

Wie berichtet, erwarb kürzlich die orbánnahe Opimus Zrt. nicht nur die sterblichen Überreste der "Népszabadság", sondern auch ein Dutzend der führenden Regionalzeitungen des Landes. Deren Chefredakteure wurden gefeuert und durch Parteigänger ersetzt, die Blattlinien gleichgeschaltet. In elf der Zeitungen erschien am Weihnachtsag ein Interview mit Orbán, in dem er die üblichen Phrasen aus Selbstlob, nationaler Überhöhung und Opfermythos in weihnachtliches Sprachpapier wickelte und mit reichlich Gänseschmalz einfettete.

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/ Fejér Megyei Hírlap, bearbeiteter Ausriss: v24.hu

Doch in der Ausgabe der "Fejér Megyei Hírlap“, also für Székesféhervár und Umgebung zuständig, ausgerechnet also auch Orbáns Heimatort, schlich sich Unerhörtes ein. Bislang "unbekannte Täter" wie der Eigentümer tobte, haben das Interview verfälscht. Zwar wurden die Stellen online mittlerweile korrigiert, die aufmerksamen Nerds der unabhängigen Portale index.hu und 24.hu sicherten jedoch die bearbeiteten Versionen. Außerdem ging ein Teil der Printausgabe mit den Fälschungen an die Leser, was auf eine regelrechte Widerstandszelle schließen lässt - oder auf unendliche Schlamperei bei Korrektur und Druckerei.

 

Der Medienpartisan ließ Orbán in Anspielung auf sein Flüchtlingsreferendum u.a. sagen: „Ungarn ist in der verwirrten, westlichen Welt deshalb so stabil, weil wir die Menschen nach ihrer Meinung gefragt haben, obwohl sie uns gar nicht interessiert.“ Weiter: "... Die Löhne der Krankenpflger werden 2017 und 2018 ständig ansteigen, - genauso wie die Zahl der Krankenhaus-Leichen...". (Kürzlich fand man eine Tote auf dem WC eines staatlichen Krankenhauses, die dort bereits Tage lag - Hinweis darauf, dass dort selten gereinigt wird...) Und der Höhepunkt: "Ich wünsche mir, dass die Menschen zu Weihnachten mehr die heidnischen Gebräuche feiern."

Der Vorgang hat - vor allem wenn man den Furor und die unendliche Eitelkeit Orbáns kennt - etwas Komisches, aber auch etwas Tragisches. In aller Eile wird nun ein Säuberungskommando die letzten frei denkenden Redakteure "entfernen". Das eigentliche Drama liegt jedoch darin, dass ein solcher "Lausbubenstreich" im heutigen Ungarn überhaupt politische Dimensionen erlangen kann und wie eine Partisanenaktion in einem besetzen Land wirkt, in dem die meisten Medien bereits im Gleichschritt dem Großen Vorsitzenden folgen.
Mehr dazu.

UPDATE:
Säuberungen in Redaktion nach Interview-Manipulation

red.

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