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(c) Pester Lloyd / 08 - 2017    GESELLSCHAFT      22.02.2017

Georg, der Drachentöter: Wie Ungarns Nationalbank-Chef die USA besiegte

Lange war es um György Matolcsy, Gouverneur der Ungarischen Nationalbank MNB, relativ ruhig geworden. Der früher als Wirtschaftsminister für seine skurrilen öffentlichen Auftritte - wir erinnern nur an den roten Punkt auf dem Po ungarischer Babys - berühmt-berüchtigte Orbán-Vertraute, hat bei seinen vielfältigen Geschäften auch allen Grund zum Leisetreten. Nun trumpfte er doch wieder einmal auf und inszenierte sich als Retter der Nation.

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Matolcsy ist seit Jahren damit beschäftigt, Zigmilliarden Forint und Hunderte Millionen von Euro der Nationalbank in undurchsichtige Stiftungen zu verschieben, wo sie im Namen von "Pallas Athene" "gegen liberale Irrlehren" in Stellung, aber auch in die Taschen der "Richtigen" gebracht werden sollen. Auskünfte darüber lehnte er, selbst gegenüber gewählten Volksvertretern regelmäßig mit dem Hinweis auf die "Unabhängigkeit der Zentralbank" ab. Weitere Gelder verwandte er für den Kauf von Luxusimmobilien aus Off-Shore-Strukturen, teuren Geigen, Gemälden und anderen Nippes oder ein Schloßhotel für die Führungsetage "seiner" Nationalbank. Das sind "für Nationalbanken weltweit völlig übliche" Geschäfte, die man macht, aber nicht unbedingt an die große Glocke hängen muss, - zumal die sonst so tief schlafende EU in der Sache bereits hellhörig wurde.

Jetzt übermannte Matolcsy doch einmal wieder sein Darstellungsdrang und dieser brachte ihn einmal mehr in die Schlagzeilen, weil er meinte, Wesentliches zur Rettung der ungarischen Nation vor "fremden Mächten" beitragen zu können. Bei einer Anhörung vor dem für die MNB zuständigen Parlamentskomitee am Mittwoch dieser Woche, behauptete er, dass "ein NATO-Staat" in den Jahren 2014 und 2015 Anstrengungen unternahm, die Regierung zu stürzen, die Nationalbank zu ruinieren und auch den
Kollaps der kriminellen Broker-Agentur Quaestor (ein Selbstbedienungsladen der Fidesz-Nomenklatura in Form eines Pyramidenspiels, Schaden rund 150 Milliarden Forint Anlegergelder) herbeigeführt zu haben. Dies sollte zu einem Absturz des Forint und zur Destabilisierung des Landes führen, um letztlich die Regierung Orbán zu Fall zu bringen.

Allen war umgehend klar, dass Matolcsy die USA meinte, als er sagte: "Dies waren Aktivitäten, angeleitet von der Botschaft eines großen NATO-Verbündeten, mit denen die Regierung und die Nationalbank seit Herbst 2014 zu Fall gebracht werden sollte." Nur das beherzte und sachverständige Eingreifen seiner selbst habe Schlimmeres verhindert, woraufhin er ausführte, mit welchen grandiosen Abwehrmaßnahmen seines Stabes dies gelang.

 

Die Opposition verlangt eine Klarstellung, Matolcsy solle das Land beim Namen nennen und Belege liefern, denn "Entweder hat er mal wieder großen Mist erzählt oder es liegt eine reale Gefahr für die nationale Sicherheit vor", in beiden Fällen müsste sich der Gouverneur klarer äußern. Die US-Botschaft ließ ausrichten, sie wisse nicht, wovon überhaupt die Rede sein soll.

Richtig ist, dass die USA 2014
Einreiseverbote gegen sechs Top-Offizielle Ungarns verhängten, darunter die damalige Chefin des Finanzamtes Vida, als Antwort auf systematische, amtliche Vertuschung von Steuerbetrug im Milliardenausmaß. Die Regierung hatte dies schon damals als fachlich unbegründeten Angriff von ausländischen Interessensgruppen auf die nationale Souveränität verurteilt, damit aber die Störung des ungebremsten Raubzuges seitens der Nomenklatura gemeint.

red.


46pllogo (Andere)
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