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(c) Pester Lloyd / 11 - 2017    POLITIK      15.03.2017

"Wind von 1848" und viel heiße Luft: Orbán will "Brüssel stoppen"

Alle Macht dem Nationalismus - das war die zentrale Botschaft Premier Orbáns in seiner Festrede zum Nationalfeiertag des 15. März, in Erinnerung an den 1848er Aufstand gegen das Hasburg-Regime. Die Rede wurde durch ein Pfeifkonzert stellenweise stark beeinträchtigt, vereinzelt gerieten Orbán-Fans und -Gegner aneinander. Die Opposition sieht das Orbán-Regime nicht als Erben, sondern Verräter der 48er Ideale.

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Ungarn sei eine "Siegernation", die Ungarn hätten über Jahrhunderte im Karpathenbecken die europäisch-christliche Zivilsation vor fremden Kulturen und feindlichen Imperien verteidigt. Dessen solle man sich rühmen. Er sei überzegut, dass man auch diesen "Krieg ums Überleben der Nation" letztlich gewinnen werde.

Der 15. März sei der unwiderlegbare Beweis dafür, wer wir waren, wer wir sind und wer wir sein werden. Im Weiteren schlug Orbán wiederum einen Bogen von 1848, über 1956 (Volksaufstand gegen die russische Besatzung) bis zu den "Bedrohungen" der heutigen Zeit, denen sich die Ungarn mit stets mit dem gleichen "ergebenen Patriotismus und im Heimatglauben" stellen.

So wie sich 1848 in Europa die Nationen gegen fremde Mächte erhoben, erheben sich die Europäer heute wieder, diesmal gegen die "Bürokraten in Brüssel" und gegen die "heuchlerische Allianz der weltweiten liberalen Medien mit dem internationalen Kapital".

Die Briten hätten mit dem Brexit den Startschuss gegeben, in den USA wurde ein Präsident "gegen das Establishment" gewählt und so wird es in diesem Jahr in Europa weitergehen (er meint die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland in diesem Jahr).

Es wehe heute wieder der "Wind von ´48 durch Europa", dieser wird die "Heuchelei in Brüssel hinfortwehen" und die EU muss eine "offene Diskussion über die Zukunft zulassen" oder sie "wird zerfallen". Danach folgten Metaphern von verschiedenen Pfaden, die den Ungarn offen stünden, wobei einer in Sümpfe, der andere ans Licht führte. Wichtig sei bei allem "Sicherheit", "Zukunft" und "Ungarisch bleiben".

Die Ungarn, müssten in der "europäischen Rebellion", die jetzt beginne, ihre Unabhängigkeit und nationale Souveränität bewahren, so werden sie sich in der "kommenden Schlacht" erfolgreich verteidigen, in der "Brüssel gestoppt werden muss." Dazu gehöre auch, dass "unsere Grenzen dicht gemacht werden müssen, Einwanderung verhindert" gehört, Fragen von Steuern, Löhnen und Gesetzen "in unserem Hause entschieden werden" und vom Ausland finanzierte Netzwerke (NGO´s) "transparent sein müssen". 

Orbáns Rede war - selbst für seine Verhältnisse - sehr schwach und wirkte diesmal besonders abgedroschen, wiederholte er doch praktisch wortgleich seine
schwülstigen Parolen der Vorjahre, ergänzt um die aktuelle Initiative einer neuen "nationalen Konsultation" zu den "fünf von unserem Premier identifizierten Gefahren", die dieses Jahr auf Ungarn lauern (Lázár).

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Oppositionelle Gruppen, die Orbán nicht als Erben, sondern als Verhöhner und Verräter der 48er Ideale sehen (bürgerliche Freiheiten, Grundrechte, Pressevielfalt etc.) um die Partei Együtt riefen zu einem Pfeifkonzert während der Orbán-Rede auf, dem einige Hundert folgten. Dabei kam es zum Teil zu blutigen, in Summe aber von der Polizei beherrschten Übergriffen zwischen Anhängern beider Lager, weil einige besonders linientreue Kameraden meinten, sie müssten den Protestlern die Pfeifen aus dem Gesicht schlagen. Die Gegendemo wurde vor einigen Tagen von der Polizei verboten, ein Gericht hob das Verbot in letzter Minute auf - auch das ein jährlich wiederkehrendes Festtagsritual.

red.


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