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(c) Pester Lloyd / 2017-26 KULTUR
DAS Buch zum Land: "Ein Ungar kommt selten allein..." - aber versandkostenfrei als Ihre Urlaubslektüre!
Georg Kövary, der vor wenigen Jahren in hohem Alter verstarb und dem wir hier einen Nachruf widmeten, gewährt in "Ein Ungar kommt selten allein..." Einblicke in die vorzügliche „Besonderheit“ des ungarischen Volkes und besticht dabei den Leser mit unglaublichem Charme und Humor... Eine liebevolle Hommage mit der Quintessenz: EXTRA HUNGARIAM NON EST VITA. Dieses Buch erscheint seit 1985 nun zum 10. Mal. Dies, weil es einfach ein Standardwerk für jeden Ungarninteressierten ist und weder an Aktualität noch an Humor eingebüßt hat.
Der Verlag Starks-Sture freut sich, den Lesern des Pester Lloyd einige Lese-Kostproben zu übermitteln.
(Fortsetzung folgt..)
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Humor und Magyar
„In Sachen Humor kenne ich keinen Spaß!“ erklärte der Humoristengigant Karinthy, der in seiner Heimat „der ungarische Swift“ genannt wird. Damit traf er die ungarische Mentalität auf den Kopf. Der Sinn für Humor ist nicht ausschließlich eine individuelle Angelegenheit, sondern er ist tief in einem Volk verwurzelt – oder nicht.
Die Magyaren verzeihen eher einem Muttermörder als einem Pointenmörder. Sie verliehen dem köstlichen Clown Grock die Ehrendoktorwürde der Universität von Budapest. Die Anfänge der ungarischen Geschichte, bevor sie historisch und dadurch logisch, also noch mythologisch war, berichten von zwei Brüdern, die Humor und Magyar hießen. Sie müßten eigentlich von Humor statt von Hunor abstammen, so ernst nehmen sie ersteren. Jánoska oder Ferike (damit Sie etwas dazulernen: „ka“ oder „ke“ sind Verkleinerungsanhängsel wie „chen“ oder „lein“) werden meistens schon mit gesundem Mutterwitz geboren; spätestens saugen sie ihn mit der Muttermilch auf. Sie wachsen in einem Elternhaus heran, wo viel gestritten und geschrien wird, aber die meiste Zeit wird gelacht. Sie werden größer und gescheiter und erkennen, daß sie ihre Umgebung nicht ernst nehmen dürfen. Mit dem Alter kommt allmählich die Weisheit; der Humor wird zum Panzer, mit dem man sich gegen die ständigen Schicksalsschläge wappnet, welche das Ungarnland gepachtet zu haben scheint.
Ein Ungar ohne Humor ist wie ein Butterbrot ohne Butter. Doch die meisten von ihnen besitzen Butterberge im Überfluß. Sie wollen diese gar nicht horten; sie streichen ihre „Butter“ überall auf, wo es nur möglich, aber auch, wo es unmöglich scheint.
Ein Witzemacher in eigentlich Respekt gebietenden Situationen war der in den dreißiger Jahren bekannte und beliebte Journalist Attila Petschauer. Nebenbei war er Weltmeister im Fechten. Einmal nahm er mit der Nationalmannschaft an einem Turnier in Madrid teil. Als es bei der Eröffnungsfeier im Rahmen des spanischen Zeremoniells zur gegenseitigen Vorstellung der Mannschaften sowie der anwesenden Prominenz kam, ärgerte es den Ungarn, daß die Spanier alle so imposant lange Namen hatten, während sich die Magyaren mit ein paar Silben begnügen müßten. Das hörte sich etwa so an: „Don Rafael Martinez de Santos y Assunción.“ – „Kis György.“ Der Spaßvogel entschloß sich, seine Namensnennung nicht kürzer zu gestalten als die Gastgeber. Als er an die Reihe kam, leierte er in einem Atemzug in seiner Muttersprache herunter: „Petschauer Attila heiße ich und …“ – dann fügte er das Götz-Zitat hinzu.
Alles blieb ernst und feierlich, weil die Spanier annehmen mußten, daß der Sportfreund nur seinen Namen gesagt hatte, die Ungarn hingegen vor Schreck erstarrt waren. Da sprach Petschauers Gegenüber, der nun an der Reihe war, seinen Namen zu nennen, laut, deutlich und ebenfalls auf ungarisch: „Du kannst mich, mein Sohn, ich bin der ungarische Gesandte.“
… Der vorzügliche Sportler und liebenswerte Mitmensch Petschauer hatte sich die falschen Ahnen auserkoren. Er wurde von Hitlers Todesmaschinerie hinweggefegt.
Ungarische Humoristen, ob Amateure, ob Profi s, wurden nur allzuoft unter einem Unstern geboren. Es soll keine Drohung sein, aber Sie werden noch einige diesbezügliche Lebensgeschichten kennenlernen, liebe Leser. Hier hebe ich nur einen heraus:
Der Humorist Albert Vajda, der sich nach 1956 vor allem in der weltweit verstreuten ungarischen Diaspora einen Namen gemacht hat, von dem aber einige Bände auch in deutscher Sprache erschienen sind, erlebte in London einen Autounfall, der seinesgleichen sucht. Er saß in einem Taxi, das mit einem PKW zusammenstieß. Sieben Personen wurden mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus transportiert, allein Vajda verließ den Unglücksort auf eigenen Füßen. Nach einigen Wochen begann er, an Sehstörungen zu laborieren, bis er schließlich erblindete. Lange Jahre irrte er umher, von einem Arzt zum anderen. Ein deutscher Augenspezialist gab ihm schließlich sein Augenlicht wieder. Über seine Erfahrungen schrieb er ein humorsprühendes Buch unter dem Titel „Umso heller die Nacht“.
Vajda ist ein Beispiel dafür, wie geistreich es aus ungarischen Humoristen trotz ihrer Schwierigkeiten heraussprudelt. Sie können nicht anders, der Humor ist ihr Lebenselixier. Er ist das einfachste Ausdrucksmittel für sie. Albert Vajda verblüfft den Leser auf der ersten Seite eines Buches aus seiner Werkstatt mit folgender Formel: „A, b, c, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, w, x, y, z. Dies sind die Zutaten, aus denen mein Buch entstanden ist.“ Sehen Sie, so einfach ist das.
(c) Starks-Sture Verlag
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