|
(c) Pester Lloyd / 43- 2018 POLITIK 10.11.2018
Orbán und die EVP: Der Spalter fordert Einheit
Wer CDU wählt, wählt Orbán. Das ist die Essenz des EVP-Gipfels ins Helsinki. Orbán entging dort wieder seinem Rausschmiss - was nicht unerwartet kam. Und sein vorgetäuschter Wunschkandidat, der CSU-Mann Manfred Weber wird Spitzenkandidat für die Europawahl. Im Hintergrund wird mit Salvini bereits ein Zukunftspakt geschmiedet.
Mentor und Schützling in Helsinki. Foto: MTI
"Die EVP muss auf den Siegespfad zurückkehren, ihre Wurzeln wiederentdecken und ihre Einheit wiederherstellen, nur so kann es eine Renaissance der Christdemokratie" geben. So das Plädoyer beim Gipfel der EU-Fraktion der "Volksparteien" in Helsinki.
Dieser brachte zwei für Orbán wichtige Ergebnisse. Er entging wieder einem Rausschmiss seines Fidesz aus der konservativen Parteienfamilie - was nicht unerwartet kam. Und sein vorgetäuschter Wunschkandidat, der CSU-Mann Manfred Weber wird Spitzenkandidat für die Europawahl, nicht der Finne Alexander Stubb, der zum Kreise jener gehört, die Orbán los werden wollen.
Kaum war das geklärt, zog Orbán gleich wieder vom Leder und gab gute Ratschläge. Die EVP solle nicht auf die links-liberale Pressemeute hören und sich klar gegen "Illegale Einwanderung" als Hort von Terrorismus, wirtschaftlichem Niedergang und Kriminalität positionieren. Nicht fehlen durfte der Fetisch der Rechten, die Nation: "Europa wird ein Europa der christlichen Nationen sein oder aufhören zu existieren".
Die Grünen und die Sozis würden die "spirituelle und psychologische Identität Europas zerstören wollen". Leider regierten 2011 in 16 der 27 Mitgliedsstaaten EVP-Parteien, heute seien es nur noch 6. Man solle "die Briten in der EU behalten, die Flüchtlinge aber draußen", so sein Plan. "Wir sind die EVP", ergänzte sein Sprecher Kovács, denn die Ungarn seien die einzigen, die "das Erbe von Helmut Kohl hochhalten".
Was Orbán seinen Parteikollegen nicht sagte, war, dass er längst den profaschistischen italienischen Innenminister Salvini "meinen Held", dazu ermutigt hat, sich an die Spitze einer rechten Sammlungsbewegung zu stellen und damit bei der EU-Wahl zu punkten. Wird diese Fraktion stark genug, wäre sie eine Alternative für Orbán, wenn die EVP nach der Wahl doch noch auf die Idee kommen sollte, sich von antieuropäischen, antidemkoratischen Mitgliedern zu befreien. So lange gilt: Wer EVP-Parteien wählt, wählt Orbán und damit dessen Anti-Europa-Kurs, dessen Kleptokratie und dessen Verachtung für unsere Grundwerte.
red.
|