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(c) Pester Lloyd / 36 - 2019   POLITIK       07.09.2019


Ungarns Schüler wollen für Freiheit streiken, Regierung setzt auf Kirchenschulen

Rund 1.000 Schüler, hauptsächlich von Gymnasien, hatten dieser Tage vor dem Parlament protestiert, gemeinsam mit Eltern und einigen Lehrern sowie Gewerkschaftern. Die Demo soll nur der Anfang gewesen, um eine von der Regierung angestrebte weitere Zentralisierung und Ideologisierung des Schulwesens zu verhindern. Die setzt indes immer mehr auf Kirchenschulen.

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Foto: MTI

Konkret geht es bei den Protesten darum, dass die ohnehin verstaatlichten Schulen ihre Direktoren künftig direkt aus dem Ministerium vorgesetzt bekommen, alternative Lehrpläne und Schulprojekte verboten werden, wenn sie nicht vom Minister genehmigt sind und die sogenannte Fachautonomie aufgehoben würde. "Die Regierung mischt sich in alles ein und behindert jene, die innovative Lehransätze versuchen wollen." Gleichzeitig aber, müssten Lehrer mit kleinen Gehältern auskommen, wären ideologischer Aufsicht unterstellt und "bekommen Überstunden nicht bezahlt."

Dávid Víg von Amnesty International sagte, die Regierung "will keine klugen Menschen oder guten Wissenschaftler", sondern "solche, die ihre Forschungen an politische Ziele knüpfen". Die Regierung "entziehe Eltern, Lehrern und der Zivilgesellschaft das Vertrauen". Bürgerrechtsanwalt Márton Asbóth von TASZ ergänzte, dass die Regierung "absichtlich die öffentliche Bildung zerstöre", sie sei "ein Feind des freien Denkens", für ihn würden die Gesetzesänderungen "verfassungswidrig" sein, weil sie gegen mehrere Grundrechte verstießen. Man werde daher klagen.

Fünf Oppositionsparteien schließen sich der Klage an, sie wollen vor das Verfassungsgericht ziehen - das ist freilich in Händen von Orbán-Vasallen. Lehrer ohne Freiheiten, Absenkung des Bildungsniveaus, ideologisch-religiöse Indoktrination, fassten sie ihre Einwände zusammen. Im Grunde hätten sie diese Proteste und Demos allerdings 2014 veranstalten müssen, als das Schulwesen verstaatlicht und einer Art Politkommissariat unterstellt, das
Bildungswesen gleichgeschaltet wurde. Aber warum sollten Gymnasiasten schlauer sein als die Akademiker der Akademie, die auch erst erwachten als das Kind schon im Brunen lag.

Die Organisatoren riefen zum 13. September zu einem landesweiten Schulstreik auf.

Indes machte die Regierungsseite klar, wo ihre Schwerpunkte liegen: Seit 2010 konnte die Regierung die Zahl der kirchlich betriebenen Schulen verdoppeln, freut sich Vize-Premier Zsolt Semjén. 220.000 Kinder werden in 1.067 Kirchen-Schulen unterrichtet. Laut Eurostat gibt Ungarn den höchsten BIP-Anteil für kirchliche Schulförderung aus. Und während "im Westen Kirchen in Moscheen, Supermärkte oder Kneipen umgewandelt werden", habe Ungarn seit 2010 2.800 Gotteshäuser renoviert und 120 neu gebaut. Orbáns Büroleiter Gergely Gulyás ergänzte, dass "die Grundlagen des Schutzes der ungarischen Zukunft in einer christlichen Erziehung" lägen, die wiederum von den Kirchen geleistet werden müsse.

red.

 




 

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