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(c) Pester Lloyd / 2019-45      WIRTSCHAFT


Umschwung im Osten der EU: Wächst Osteuropas Wirtschaft in Zukunft schneller als die deutsche?

Lange Zeit galt die Bundesrepublik als Garant für wirtschaftliche Stabilität in der EU. Osteuropäische Länder wie Polen, Litauen, Tschechien oder Ungarn dagegen galten als wirtschaftliche Sorgenkinder. Nun scheint der zehn Jahre anhaltende Wirtschaftsboom in Deutschland sich aber dem Ende zuzuneigen - und mit einem Mal könnte die Wirtschaft im Osten der EU 2020 schneller wachsen als die deutsche. So sieht es zumindest der Internationale Währungsfonds in einer Prognose. Woher kommt der Boom Osteuropas? Wie schlagen sich die Regionen im Vergleich?
 
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Verfügbarkeit von Technologie als deutscher Vorteil

Zunächst soll der Blick an dieser Stelle auf die Einführung neuer Technologien gelenkt werden. Technologische Innovationen treiben die Wirtschaft und sind ein Indikator für langfristiges, stabiles Wachstum. Hier hat Deutschland die Nase vorn: insbesondere in den Bereichen der erneuerbaren Energien, der Elektromobilität und der Industrie.

Deutsche Autobauer beispielsweise gehören mit zu den innovativsten, steht Volkswagen doch noch vor Schwergewichten wie Toyota und Renault-Nissan auf Platz eins der größten Automobilhersteller der Welt. Und gerade bei Elektromobilität kommt die Konkurrenz eher von amerikanischen Firmen wie Tesla als aus dem osteuropäischen Ausland und Ländern wie Ungarn.
Ein weiterer Bereich, in welchem Osteuropa (noch) aufholen muss: Börse und Handel sind in westeuropäischen Ländern aktuell noch innovativer und schneller.

Dies zeigt sich nicht nur am klassischen Aktienhandel:
Der CFD Handel, also der Handel mit Differenzkontrakten, wird maßgeblich von neuen Technologien wie Turbo 24 vorangetrieben: Das Produkt des Anbieters IG ermöglicht es als erstes, Turbozertifikate - physische, übertragbare Wertpapiere - 24 Stunden am Tag zu handeln. Die Verfügbarkeit für CFD-Trader? Aktuell auf westeuropäische Länder wie Deutschland, Italien, die Niederlande und Spanien beschränkt. Der Handel mit Differenzkontrakten ist aber gerade für eine globalisierte Wirtschaft wichtig, bestimmen Investitionen doch maßgeblich, wie gut Unternehmen finanziert sind und wie flexibel sie handeln können. Hier hinkt Osteuropa noch hinterher.
 
Gründerszenen und mehr: Osteuropa punktet

Anders sieht es hingegen an der Wurzel des wirtschaftlichen Aufschwungs aus: Die Zahl der Neugründungen ist in Deutschland schon seit Jahren rückläufig und sank von 1,496 Millionen im Jahr 2003 auf 0,547 Millionen im Jahr 2018. Osteuropa fördert Neugründungen stärker: Alleine Polen will 660 Millionen Euro über einen Fonds in den Risikokapitalmarkt investieren und die Anzahl der Neugründungen dadurch erhöhen.

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Und das Bruttoinlandsprodukt steigt, prozentual betrachtet, in vielen osteuropäischen Ländern bereits jetzt stärker als in der Bundesrepublik: Das BIP wuchs beispielsweise in
Rumänien im Jahr 2018 um 4,13 Prozent mehr als im Vorjahr, die Staatsverschuldung lag bei lediglich 36,6 Prozent des BIP. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten verfügt der deutsche Staat also über spürbar weniger Flexibilität zur Gegensteuerung.

Zuletzt darf man nicht vergessen, dass Osteuropa nach wie vor über deutlich niedrigere Löhne als westliche Länder wie Deutschland verfügt. Diese Trumpfkarte könnte gerade dann wichtig werden, wenn die Wirtschaft in den kommenden Jahren abflaut und Unternehmen verstärkt nach Möglichkeiten suchen, die Kosten für die Produktion zu senken. Aktuelles Beispiel: Der japanische Roboterspezialist Yaskawa eröffnete erst kürzlich ein Werk in Slowenien. Bis zu 80 Prozent der Maschinen für den europäischen Markt sollen hier gebaut werden. Dies zeigt: Osteuropa ist längst mehr als eine „Werkbank“ für den Westen geworden, das technologische Know-how kann inzwischen mit Ländern wie Deutschland mithalten.
 
Fazit

Bislang galt Deutschland als Garant wirtschaftlicher Stabilität in der EU. Diese Position scheint nun vermehrt Konkurrenz zu erhalten: Die Wachstumsraten von Ländern wie Rumänien liegen bereits jetzt über denen der Bundesrepublik, das technologische Know-how, gekoppelt mit den noch niedrigen Löhnen im Osten der EU, dürfte für eine Umwälzung sorgen: Bald könnte Osteuropa schneller wachsen als die Bundesrepublik. Die kommenden Jahre werden in wirtschaftlicher Hinsicht daher spannend.

K.L. / Abb: Pexels