(c) Pester Lloyd / 30 - 2009
WIRTSCHAFT 22.07.2009 _______________________________________________________
Nochmal 2000 Betten
Auf dem Hotelmarkt in Budapest wird es eng
Wer dachte, noch ein weiteres Luxus-Hotel, das kann sich nicht rechnen, wurde in Ungarn jahrelang eines Besseren belehrt. Der Markt wurde zwar
enger, aber Bedarf war vor allem in Budapest da, Amerikaner und Japaner, aber auch Reisende aus dem Nahen Osten, Stichwort Casinotourismus
belegten die 5-Sterne-Betten, auch wenn manche Häuser immer einmal wieder heftig in die Rabattkiste griffen.
Seit der Krise geht es vielen Häusern in Budapest schlechter, ganze Nationen
brechen wegen der Wechselkurse und der allgemeinen Depression weg. Halten kann sich nur, wer über ein weltweites Netz also Buchungssystem verfügt oder so
exorbitant luxuriös ist, dass er auf eine krisenfeste Klientel rechnen kann. Der Kunde darf für gleiches oder weniger Geld mehr Service erwarten. Denn er ist
endlich König und geht es so weiter, hat er in den Luxusherbergen auch bald so viel Platz wie ein König in seinem Palast.
Wahrscheinlich das stilvollste der Budapester Luxushotels, das Gresham-Palais
am Roosevelt tér, heute ein Four-Seasons.
Zur Zeit befinden sich in Budapest, sage und schreibe, vier 5-Stern- und zehn
4-Stern-Hotels im Bau. In Zeiten, wo die Übernachtungszahlen um bis zu 15% zurückgehen. Was wird aus diesen Planungen? Bis Ende 2010 heißt das bis zu 2000
Hotelbetten der oberen und höchsten Kategorie zusätzlich. Wer soll darin schlafen? Nachdem das Segment des Städtetourismus weitgehend ausgereizt war,
erhoffte man sich in Ungarn im Bereich Spa und Kongresstourismus weitere Wachstumsraten, doch gerade Dienstreisen und Kongresse wurden in der Krise als
erstes gestrichen und der Wellnesssektor ist in der Hauptstadt nur ein Zusatzbonbon. Wer nur Planschen will, bleibt gleich auf dem Land. Alle legen sich
mächtig ins Zeug, das Intercontinental hat fast alle Zimmer neu ausgestattet, anderswo locken "Zahle 2, bleibe 3 Nächte"-Angeobte und vieles mehr. Alles nur Schadensbegrenzung.
Die jetztigen neuen Projekte, da sind sich Beobachter einig, werden nur
durchgezogen, weil es zur Fertigstellung keinerlei Alternative gibt. Die Banken und Entwickler würden bei der Einstellung eines Projektes massiv Geld verlieren.
Da ist es schon besser, man stellt den Kasten erstmal hin und hofft auf bessere Zeiten. Möglich, dass das eine oder andere neue Hotel dann mit einem Stern
weniger auskommen muss, um Investitionen bei der Innenausstattung zu sparen und in einem anderen Kundensegment eventuell risikofreier an Umsätze zu kommen.
IHRE MEINUNG IST GEFRAGT - KOMMENTAR ABGEBEN
(c) Pester Lloyd
|