(c) Pester Lloyd / 32 - 2009
GESELLSCHAFT 07.08.2009
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Musik, Folklore, Schiessplatz
Ungarn: Festivalbesucher der "Magyar Sziget" verprügeln Roma - und feiern weiter
Ein Neonazifestival bei Budapest lädt seit neun Jahren zu Folklore, Saufen und Schiessplatz. Man trauert Grossungarn nach und grölt zu den Parolen der
einschlägigen Bands. Schwer vorstellbar, dass es dort auch zu Straftaten kommen könnte. Ein Jugendlicher und eine Schwangere der örtlichen Roma
wurden nun - ein paar Tage nach dem Mord von Kisléta - krankenhausreif geprügelt. Die Polizei schützt jetzt das örtliche Romaviertel. Das wird damit zum Ghetto, damit das Fest weitergehen kann.
Nur einige Tage nach dem Mord an einer 45jährigen Mutter im
nordostungarischen Kisléta kam es unweit von Budapest zu einem weiteren Angriff auf ungarische Roma. Eine Schwangere und einen Jugendlicher wurden
verprügelt und dabei schwer verletzt, meldet MTI mit Bezug auf die lokalen Polizeibehörden. Im Umfeld eines Festivals von Rechtsextremisten, der "Magyar
Sziget" (die diesen Namen bewusst gegen das multikulturelle und weltoffene Szigestfestival in Budapest gewählt hat) in Veroce, ca. 30 km vor Budapest,
stürzten sich einige Besucher auf die beiden, im Dorf lebenden, Roma. Die Angreifer trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Weisses Ungarn" und brüllten, dass
sie "alle Zigeuner in dem Ort ausrotten" werden.
Das Weltbild auf der “Magyar Sziget”. Umzingeltes Grossungarn im Haifischbecken von den
Feinden Rumänien, Ukraine, Serbien, Slowakei, EU und sogar Israel, mit dem man ja über das Mittelmeer (Rijeka war früher Teil Ungarns) sogar eine gemeinsame Grenze hätte.
Nun, nach diesem Vorfall, hat die Polizei das örtliche Romaviertel unter Schutz
gestellt, die Einwohner organisierten zudem eine Nachtwache, um früh über erneute Angriffe warnen zu können. Das Verhalten ist, wie in fielen solcher Fälle
auch hier wieder als grob fahrlässig, wenn nichtsogar als absichtlich nachlässig zu beurteilen. Abgesehen davon, dass anderswo ein solches Festival, von dem aus
organisiert Straftaten verübt werden, eingestellt wird, wussten die "Ordnungshüter" sehr wohl, was sich da in Veroce herumtreibt. Die Situation stellt
sich nun so dar, dass die Roma zwar mehr oder weniger geschützt werden, sie aber dadurch in einem Ghetto leben, damit ausserhalb die Nazis fröhlich weiter feiern können.
Musik hören, Fortbildung, Schiessübungen und dann Zigeuner klatschen.
100%ig Ungarisch, steht auf dem T-Shirt des Schützen.
Das Festival "Ungarische Insel" (Magyar Sziget) gibt es bereits seit 2001 und
bezeichnet sich selbst als "patriotisches Event", wo man einige Tage mit Leuten verbringen kann, "die ebenso denken wie du". Neben Konzerten von euroapweit
bekannten Nazi- und Skinheadgrppen, bieten die Veranstalter auch "Präsentationen zur ungarischen Geschichte und Traditionen" und Vorträge zum
"heutigen konservativen Widerstand". Dazu gibt es militärische Vorführungen historischer Artellerie, Infanterie und Kavallerie, heisst es im Programm.
"Geschäfte mit einzigartiger, handgemachter Volkskunst, traditionellen Waffen und interessanten Büchern" erwarten die Gäste ebenso wie "Bars, Pubs und ein
Schiessplatz". Veranstalter ist die HVIM, die Vereinigung der "64 Komitate" (die seit Trianon im Ausland liegenden eingeschlossen), eine offen revisionistische und
rassistische Neonazitruppe, die in diesen Tagen auch ihren jährlichen Kongress dort abhält. Sponsor ist das bei rechten sehr beliebte Szent Korona Radio.
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(c) Pester Lloyd
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