(c) Pester Lloyd / 37 - 2009
WIRTSCHAFT 07.09.09 _______________________________________________________
Rudi in Peking
Der Kultriegel aus Ungarn erobert China
In Ungarn kennt ihn jeder und die meisten lieben ihn, Rudi gehört in Ungarn einfach dazu. Der Quarkriegel Túró Rudi (wörtlich in etwa
Quarkstengelchen) in seinem Schokokleid, wird ab Mitte September auch in chinesischen Geschäften zu haben sein.
Zwei Jahre habe man gebraucht, um die Chinesen von den Vorzügen des Rudi zu
überzeugen, leichte Zugeständnisse beim Rezept musste man machen, doch darin sind die Produzenten mittlerweile geübt, denn neben der klassischen Variante gibt es ihn mittlerweile auch
schon mit einem Erdbeerkern, mit Nüssen oder Nutella. In China wird Rudi allerdings umbenannt, und zwar in Turo Kiittyy, was wohl etwas mit Marketing zu tun haben wird. Die Kette Jenny
Lou wird die Süßigkeit promoten, abgezielt hat man es vor allem auf Geschäfte in Schulnähe, argumentiert werden soll als leckere und gesündere Alternative zu dem Süßkram, den sich chinesische Kids
heute so gerne hinein stopfen.
Die Urform des Rudi ist übrigens ein Quarkeis aus der Sowjetunion gewesen, das
Eskimo hieß. Die Ungarn haben es adaptiert, heute liegt er im Kühlregal jeden Supermarktes und in den Auslagen eines jeden Imbiss´und es gibt ihn schon in
eigenen Automaten, einfach unübersehbar in seinem "Pöttyös"-Kleid, der weißen Verpackung mit den frechen roten Punkten.
Zielgruppenpenetration in Reinform
Ein Hungaricum auf Reisen
Túró Rudi ist also ein Hungaricum,
eines jener unverwechselbar ungarischen Produkte geworden, die sich mit wechselndem Erfolg in der ganzen Welt tummeln. Selbst in der Krise ist der Salamiexport in die USA angestiegen, während
Mitteleuropa eher auf die milderen Weichsalamis aus Italien steht. Die besseren der Tokajer Weine haben ihren festen Platz bei den Gourmets und, harter Schnitt, die Gulyáskrém von
Univer ist beliebt bei der praktischen Hausfrau, welche die Geschmacksverstärkung mit Erinnerungspotenzial an den letzten Balatonurlaub
schätzt. Unicum trinkt man auch in der Szenekneipe in Leipzig und das Paprikapulver, scharf, rosig oder süss aus Kalocsa ist ohnehin ein Selbstläufer und das Klischée des Landes geworden.
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