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(c) Pester Lloyd / 39 - 2009  WIRTSCHAFT 24.09.2009
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Grüne Fahnen und Hungerstreik

Eskalation im ungarischen Gesundheitswesen

Grüne Flaggen wehen seit heute auf vielen ungarischen Krankenhäusern. So wollen die Hospitäler des Landes vorerst gegen die Weigerung der Regierung protestieren, aus ihrer Sicht notwendige Nachbesserungen im Budget zu genehmigen. Einige Krankenhäuser haben schon mit Hungerstreiks gedroht, sollte sich die Lage nicht bessern. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, meint nicht nur die Opposition.

Die letzte Verhandlungsrunde zwischen Offiziellen aus dem Gesundheitsministerium und Verwaltungsleitern der Krankenhäuser brachte nichts neues. Die Krankenhäuser brauchen 25,5 Milliarden Forint mehr, das Minsiterium will, bzw. kann ihnen nur 4,5 Milliarden zubilligen. Ferenc Varga, der Chef des Ungarischen Verbandes der Hospitäler sagte zwar, dass nächste Woche weiterverhandelt wird, viel Hoffnung hat er jedoch nicht. Dem Ministerium fehlt dafür schlicht der Spielraum. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt die Ankündigung, dass die Mitarbeiter einiger Krankenhäuser sogar Hungerstreiks angekündigt haben, sollte es bis 7. Oktober keine Fortschritte geben. Ab 14. Oktober, so die Drohung, werden alle Dienstleistungen eingestellt, nur noch ein Notdienst wird aufrecht erhalten. Generalstreik im Gesundheitswesen also.

Die Opposition, die bereits den Zusammenbruch jeder Gesundheitsversorgung an die Wand gemalt hat, forderte die Regierung auf, die Mittel für eine ausreichende Versorgung sofort zu bewilligen. Man benötige mindestens 100 Milliarden, um die Lage zu "konsolidieren". Die Regierungspartei wies dies zurück und meinte, politischer Druck sei kontraproduktiv, man sollte die Probleme im Konsens lösen. Zu lösen gibt es indes nicht mehr viel, die meisten städtischen Einrichtungen laufen bereits im Notbetrieb.

Die Wirtschaftskrise hat die Medikamentenkosten und die Kosten für die Anschaffung wichtiger Materialien und Ausrüstung nach oben getrieben (Forintabwertung). Die Gehälter der Angestellten sind nur noch für Wochen gesichert. Gleichzeitig wandern viele Fachkräfte ins Ausland oder die niedergelassene Medizin ab. Es fehlt an Personal, das aber ohnehin nur schlecht bezahlt werden würde. Etliche Spitalsbetreiber gingen bereits in die Pleite, auch wegen Misswirtschaft und Korruption. Dringend notwendige Renovierungen und ein umfassender Turnaround der gesamten Krankenhauslandschaft stehen aus, bei der Budgetlage jedoch in den Sternen. Einzelne Vorzeigeprojekte wie jenes in Kecskemét sind immernoch Ausnahmen, die dem System insgesamt nur wenig helfen.

Kecskemét erhält Modell-Krankenhaus

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(c) Pester Lloyd

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