(c) Pester Lloyd / 36 - 2009
GESELLSCHAFT 05.09.09 _______________________________________________________
Hinter Gittern
Die Gay Pride Parade Budapest
Am Samstag fand - unter exorbitanten Sicherheitsvorkehrungen - die mit
Spannung geladende Pride Parade in Budapest statt, die Höhepunkt eines einwöchigen Festivals sein sollte. Die massiven Anfeindungen und Bedrohungen aus den Reihen der Rechten, aber auch
die offene Ablehnung aus konservativen Schichten, schreckte offenbar viele potentielle Teilnehmer ab. Es blieb weitgehend friedlich, am Rande provozierten Rechtsradikale.
Unter massivsten Sicherheitsvorkehrungen,
die fast an den Aufwand bei einem Papstbesuch erinnern, fanden sich nur rund 500-700 Personen zu dem Marsch unter der Regenbogenfahne ein. Augenzeugen bot sich ein absurdes Bild. Für diesen Marsch
für Toleranz wurden große Teile der Innenstadt, vom Heldenplatz über die Andrássy út mit ihren Nebenstrassen bis hin zum Elisabeth-Platz mit Gittern
hermetisch abgeriegelt, mehr als eintausend Polizisten standen bereit, um Angreifer frühzeitig abwehren zu können. Auf dem Boulevard hüpften, sichtlich
um gute Stimmung bemüht, die Teilnehmer des Marsches. U-Bahn-Höfe wurden für die Demonstranten teilweise gesperrt, um auch ihre Heimfahrt halbwegs abzusichern.
Fotos: David Völker (c) Pester Lloyd
Zusammenstösse zwischen der Polizei und etwa 150 Gegendemonstranten wurden
vom Rande der weiträumigen Absperrungen gemeldet. In den Seitenstrassen der Andrássy út kam es immer wieder zu Flaschen- und Steinwürfen von
Rechtsradikalen auf Polizisten sowie Angriffe auf Fahrzeuge der Einsatzkräfte, die ihrerseits mit Tränengas und Knüppeleinsatz geantwortet haben. Einige
Dutzend Gegendemonstranten hielten sich auch am Déak tér auf und verbrannten dort eine Regenbogenfahne. Hasserfüllte Parolen hallten durch die Straßen, es gab vereinzelt Verhaftungen.
Am Morgen danach meldete die Polizei
insgesamt die Einleitung von rund 43 Verfahren wegen versuchter Körperverletzung, Vandalismus oder Landfriedensbruchs. Unweit des Astoria Hotels wurde eine junge Frau, die auf
dem Rückweg von der Parade war, sexuell missbraucht. Noch bis tief in die Nacht wurde der Club, in der die Abschlussparty des Gay Pride Festivals stattfand, von Rechtsextremen belagert, die Polizei hatte
das Gebiet aber abgesperrt.
Die Botschaften von insgesamt dreizehn Staaten hatten
sich offen mit den Organisatoren solidarisiert und deren Recht auf Selbstdarstellung und freie Entfaltung unterstrichen, nach dem auch aus bürgerlichen Kreisen
in Ungarn homophobe Äußerungen zugenommen hatten. Demonstrativ nahmen zum Beispiel Ex-Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány (Foto) mit Ehefrau sowie auch Abgeordnete des liberalen SZDSZ an dem Marsch teil.
Hinterm Mond gleich rechts - Der Fidesz und die Homos
Gay Pride Parade Budapest wird zum Politikum
Liebe unter Polizeischutz - Das Gay Pride Festival in Budapest 2009
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(c) Pester Lloyd
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