Budapest/Kyiv. Es sind keine Nebengeräusche mehr, mit denen sich die Energiepolitik zwischen Ungarn und der Ukraine bewegt; Auslöser der jüngsten Eskalation ist der gezielte Angriff ukrainischer Drohnen auf russische Ölinfrastruktur – einschließlich des Schlüsselverteilers in der russischen Region Bryansk und der Pumpstation Nikolskoye in Tambow. Beide Angriffe führten zu einem vollständigen Stopp des Ölleitungssystems „Druzhba“, das Ungarn und die Slowakei versorgt.
Drohung im diplomatischen Mantel
Ungarns Außenminister Péter Szijjártó reagierte scharf: Er bezeichnete die Angriffe als „empörend und inakzeptabel“, zugleich verknüpfte er sie mit einem Angriff auf die nationale Souveränität. Er warnt subtil, aber deutlich, dass Ungarn notfalls die Stromversorgung in die Ukraine stoppen könne.
Der ukrainische Außenminister Andrii Sybiha konterte knapp: Der Krieg sei von Russland begonnen worden, Ungarn trage kaum zur Verringerung seiner Energieabhängigkeit von Russland bei – und solle seine Beschwerden lieber an Moskau richten.
Energiemacht als Druckinstrument
Bereits vergangene Woche hatte Ministerpräsident Orbán in einem Podcast erklärt: „Wir könnten den Zusammenbruch der Ukraine an einem einzigen Tag arrangieren – aber es liegt nicht in unserem Interesse.“ Er spielte darauf an, wie zerbrechlich die ukrainische Energieversorgung sei – etwa durch einen Stromausfall. Eine Äußerung die mutmaßlich hinter den Kulissen der EU für massive Verunsicherung gesorgt hat: Ungarns Drogung mutet wie direkte militärische Hilfe Russlands an.
2024 lieferte Ungarn der Ukraine 2,14 Terawattstunden Strom – fast 40 % des ukrainischen Bedarfs. Auch über die Gasversorgung läuft viel über Ungarn: Allein 2025 betrifft das 1,65 Milliarden Kubikmeter, mehr als die Hälfte der ukrainischen Importe.
EU zwischen Sorge und Beschwichtigung
Die Europäische Kommission reagierte diplomatisch – mit einem Hauch Besorgnis. Man stehe mit Ungarn und der Slowakei in engem Austausch und betone zugleich, dass die Versorgungssicherheit Vorrang habe – unabhängig von der Unsicherheit über den Angreifer am Interconnector.
Gib den ersten Kommentar ab