Die ungarische Gesundheitsbehörde sucht die „beliebtesten Fachkräfte“ in der Gemeinschaftsverpflegung – während das System vielerorts kaum tragfähig ist
Budapest. Mit einer landesweiten Ausschreibung will das Nemzeti Népegészségügyi és Gyógyszerészeti Központ (NNGYK) anlässlich des zehnten Jahrestags der Verpflegungsreform von 2015 die „beliebtesten“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung auszeichnen. Gewürdigt werden sollen Dietetiker, Küchenleiterinnen, Köche sowie das sonstige Küchenpersonal, das tagtäglich für Hunderttausende in Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen sorgt.
Unterstützt wird die Kampagne von mehreren Berufs- und Arbeitgeberverbänden sowie der Lebensmittelaufsicht NÉBIH. Eingereicht werden können Vorschläge demnächst über die Plattform merokanal.hu. Ziel sei es,so die Mitteilung, „jene hervorzuheben, die mit Fachwissen, Hingabe und Kreativität aus täglicher Pflicht ein Stück Fürsorge machen“.
Doch so berechtigt diese Form der Anerkennung ist, kann sie die strukturellen Probleme kaum verdecken, unter denen die Branche seit Jahren leidet. Die Qualität der Verpflegung ist nicht zuletzt abhängig von Budget, Personal und Versorgungssicherheit. Gerade hier zeigt sich, wie wenig die politischen Vorgaben der Regierung Orbán in der Praxis halten, was sie versprechen.
Trotz verbindlicher Standards und wiederholter Reformankündigungen bleiben viele Küchen unterfinanziert, überlastet und schlecht ausgestattet. In ländlichen Regionen sind Lieferketten brüchig, die Personaldecke oft prekär. Das ohnehin angespannte Lohnniveau verschärft die Lage weiter – qualifiziertes Personal wandert ab, Nachwuchs fehlt. Die Reform von 2015 hat zwar formell das Ziel, die Ernährung nach wissenschaftlichen Kriterien auszurichten, doch in der Umsetzung klaffen Anspruch und Realität weit auseinander.
Nicht die Beschäftigten tragen Schuld an dieser Schieflage – sie halten das System unter widrigsten Bedingungen am Laufen. Gerade deshalb wäre echte Unterstützung nötiger als symbolische Würdigung. Eine öffentliche Ehrung ersetzt keine strukturelle Wertschätzung.
Quelle: nngyk.gov.hu
Photo: nngyk.gov.hu
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