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Zum Tod von Judit Elek: Filmemacherin mit Gespür für Geschichte und Gegenwart

Budapest. Die ungarische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Judit Elek ist am 1. Oktober 2025 im Alter von 87 Jahren nach längerer Krankheit verstorben wie ihre Familie mitteilte. Elek galt als eine der prägenden Persönlichkeiten des ungarischen Autorenfilms nach 1960. Ihr Werk umfasst rund sechzehn Spiel- und Dokumentarfilme, viele davon mit explizit historischen oder jüdischen Themen. Sie war Trägerin des Kossuth-Preises (2008) sowie des Titels Meisterin des ungarischen Films (2009).

Geboren 1937 in Budapest, überlebte Judit Elek als Kind das Ghetto. Sie studierte von 1956 bis 1961 an der Hochschule für Theater- und Filmkunst in Budapest, unter anderem gemeinsam mit István Szabó und Zsolt Kézdi-Kovács, ihrem späteren Ehemann. Bereits in den 60er-Jahren zählte sie zu den Gründungsmitgliedern des Balázs Béla Studios, einer Werkstatt für unabhängige Filmkunst.

Elek debütierte 1969 mit Sziget a szárazföldön (Die Dame von Konstantinopel), einer lakonischen Tragikomödie über das Leben einer älteren Frau in einem sich rasch verändernden Budapest. Der Film wurde 2023 in Cannes in einer restaurierten Fassung erneut gezeigt. Internationales Aufsehen erregte sie 1984 mit Mária-nap (Mariä Namenstag), der im Rahmen von Un Certain Regard in Cannes lief. In den 90er-Jahren wandte sie sich zunehmend jüdischen Themen zu, etwa mit Tutajosok (Memories of a River, 1990), der sich mit einem historischen Ritualmordprozess auseinandersetzt, oder To Speak the Unspeakable: The Message of Elie Wiesel (1996).

Ihr Werk bewegt sich häufig an den Schnittstellen von Erinnerung, Identität und gesellschaftlicher Verdrängung. In Vizsgálat Martinovics Ignác szászvári apát és társainak ügyében (Der Prozess gegen Martinovics und die ungarischen Jakobiner, 1980) setzte sie sich mit revolutionären Bewegungen des späten 18. Jahrhunderts auseinander. Ihr letzter Langfilm erschien 2006 unter dem Titel A hét nyolcadik napja (Der achte Tag der Woche).

Eine Auswahl ihrer wichtigsten Filme:

  • Sziget a szárazföldön (The Lady from Constantinople, 1969)
  • Vizsgálat Martinovics Ignác… (The Trial of Martinovics and the Hungarian Jacobins, 1980)
  • Mária-nap (Maria’s Day, 1984)
  • Tutajosok (Memories of a River, 1990)
  • Ébredés (Awakening, 1995)
  • To Speak the Unspeakable (1996)
  • A hét nyolcadik napja (The Eighth Day of the Week, 2006)

Elek wurde im Laufe ihrer Karriere mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Béla-Balázs-Preis (1987), dem Preis der Filmkritik (2007) sowie internationalen Auszeichnungen in Locarno, Venedig, Salerno und Montreal. 2024 erhielt sie den Ehrenpreis des Ungarischen Filmfestivals.

Quellen: MTI.hu, Wikipedia
Photo: Wikicommons, Vera de Kok

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