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Rechtspopulist Simion gewinnt erste Wahlrunde – Stichwahl mit proeuropäischem Herausforderer Dan - Rumänien Präsidentschaftswahl

Zwischen Triumph und Zäsur: Die Präsidentschaftswahl 2025 als Spiegelbild einer tiefen politischen Krise

Bukarest. Die rumänische Präsidentschaftswahl 2025, eine Wiederholung des annullierten Urnengangs vom November 2024, hat das Land in einen politischen Ausnahmezustand versetzt. Der rechtsextreme Nationalist George Simion ging mit 41 Prozent der Stimmen als klarer Sieger aus dem ersten Wahlgang hervor, verfehlte jedoch die absolute Mehrheit. Am 18. Mai steht nun eine entscheidende Stichwahl gegen den parteilosen, proeuropäischen Bukarester Bürgermeister Nicușor Dan an, der 21 Prozent der Stimmen erzielte. Der Kandidat der Regierungskoalition, Crin Antonescu, landete mit 20,1 Prozent knapp dahinter und gestand seine Niederlage frühzeitig ein.


Die Kandidaten im Porträt

George Simion – Der Nationalist mit autoritären Ambitionen

George Simion, 38 Jahre alt, ist Mitbegründer und Vorsitzender der ultranationalistischen Partei Alianța pentru Unirea Românilor (AUR). Er inszeniert sich als Anti-Establishment-Figur und profitiert von der Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten mit der politischen Elite. Simion lehnt Militärhilfen für die Ukraine ab, stellt die EU-Mitgliedschaft Rumäniens infrage und sympathisiert offen mit dem Kurs von Donald Trump. Seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen beinhalten drastische Kürzungen im öffentlichen Sektor, während er Steuererhöhungen kategorisch ausschließt – ein Kurs, der bereits zu Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hat.

Rechtsextremer Populist: Geroge Simion bei der Verkündung seiner Kandidatur. Photo: Wikipedia

Nicușor Dan – Der proeuropäische Reformer

Nicușor Dan, 55 Jahre alt, ist Mathematiker und seit 2020 Bürgermeister von Bukarest. Als Gründer der Partei Uniunea Salvați România (USR) steht er für Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und eine klare Westbindung Rumäniens. Dan betont die Bedeutung der EU- und NATO-Mitgliedschaft und warnt vor den Gefahren eines autoritären Kurses unter Simion. Er ruft zur Mobilisierung aller demokratischen Kräfte auf, um einen drohenden Rechtsruck zu verhindern.

Bürgernah, Intellektuell und bescheiden: Die Hoffnung des bürgerlichen Rumänien heißt Nicușor Dan und ist Mathematiker hier beim Fahrradfahren.

Crin Antonescu – Der gescheiterte Hoffnungsträger der Mitte

Crin Antonescu, ehemaliger Vorsitzender der Nationalliberalen Partei (PNL), trat als Kandidat der Regierungskoalition aus Sozialdemokraten und Liberalen an. Mit 20,1 Prozent der Stimmen verfehlte er knapp den Einzug in die Stichwahl. Seine Niederlage führte zum Rücktritt von Premierminister Marcel Ciolacu und zum Zerfall der Regierungskoalition.


Wahltabelle: Ergebnisse des ersten Wahlgangs

KandidatParteiStimmenanteil
George SimionAUR41,0 %
Nicușor Danparteilos21,0 %
Crin AntonescuPNL/PSD20,1 %
Weitere Kandidaten17,9 %

Historischer Kontext: Präsidenten Rumäniens seit 1989

AmtszeitPräsidentPartei
1989–1996Ion IliescuFSN/FDSN
1996–2000Emil Constantinescuparteilos
2000–2004Ion Iliescuparteilos
2004–2014Traian Băsescuparteilos
2014–2024Klaus Johannisparteilos
2025 (interim)Ilie BolojanPNL

Ein Land am Scheideweg

Die rumänische Präsidentschaftswahl 2025 markiert einen Wendepunkt in der politischen Entwicklung des Landes. Der Aufstieg von George Simion ist Ausdruck einer tiefen Vertrauenskrise in die etablierten Parteien und Institutionen. Seine nationalistische Rhetorik und autoritären Tendenzen erinnern an Entwicklungen in anderen Teilen Europas und stellen eine ernsthafte Gefahr für die demokratische Ordnung dar.

Nicușor Dan bietet als proeuropäischer Reformer eine Alternative, die auf Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und internationale Zusammenarbeit setzt. Die Stichwahl am 18. Mai wird somit nicht nur über die zukünftige Ausrichtung Rumäniens entscheiden, sondern auch ein Signal für die demokratische Stabilität in der Region senden.

Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die EU und die NATO, beobachten die Entwicklungen mit Sorge. Ein Wahlsieg Simions könnte Rumäniens Rolle in diesen Bündnissen infrage stellen und die geopolitische Balance in Osteuropa destabilisieren.

Es liegt nun an den rumänischen Wählerinnen und Wählern, eine Entscheidung zu treffen, die weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung hat.

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