(c) Pester Lloyd / 42 - 2009
UMWELT 12.10.2009 _______________________________________________________
Der Amazonas im Herzen Europas
Das Biosphärenreservat Donau-Drau-Mur, ein echtes Gemeinschaftsprojekt von Slowenien, Serbien, Ungarn, Kroatien und Österreich
Die Premierminister von Ungarn und Kroatien unterzeichneten bei der gemeinsamen Regierungssitzung Ende September in der kleinen Grenzstadt Barcs die Deklaration zur Schaffung eines gemeinsamen
UNESCO-Biosphärenparks im Ausmaß von 630.000 Hektar. Eine einzigartige Naturlandschaft wird so bewahrt. Der WWF Österreich feiert dies auch als
Erfolg seiner Beharrlichkeit, verweist aber auf notwendige weitere Zusammenarbeit.
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Majestätische Seeadler kreisen über dem Auwald, scheue Schwarzstörche nisten
auf uralten Baumriesen, die seltene Zwergseeschwalbe brütet auf von Wasser umspülten Schotterbänken: Der “Amazonas Europas” entlang der Flüsse Donau,
Drau und Mur ist ein Naturparadies der Superlative und ein Raritätenkabinett der Artenvielfalt. “Wir feiern heute einen der größten Erfolge, die der WWF
Österreich in seiner 46-jährigen Geschichte erreicht hat”, freut sich Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin des WWF Österreich, der an diesem
Naturschutzprojekt seit vielen Jahren arbeitet. Der WWF verlieh den Regierungsmitgliedern für ihre Vorreiterrolle beim Schutz des globalen Naturerbes
den internationalen “Leaders for a Living Planet”-Preis. “Bis 2010 liegt es nun an Österreich, Slowenien und Serbien, zusammen mit Ungarn und Kroatien dieses
grüne Band Europas zu einer Einheit zu verbinden und damit Europa politisch und ökologisch näher zusammenzurücken”, so Aichberger.
Kernzone so groß wie alle Nationalparks Österreichs zusammen
Das Auenschutzgebiet beginnt etwa 30 Kilometer nach der steirischen Grenze an
der Mur, und erstreckt sich bis zum Zusammenfluss der Drau mit der Donau bei Osijek. Es umfasst ein Netzwerk aus etwa 20 bestehenden Schutzgebieten der
Länder Ungarns und Kroatiens, wie den Donau-Drau-Nationalpark oder den Naturpark Kopacki Rit. Mit der für Anfang 2010 erwarteten Anerkennung durch
die UNESCO erhält das Flussschutzgebiet den internationalen Status eines Biosphärenreservates. Alleine die streng geschützte Kernzone umfasst 240.000
Hektar – eine Fläche, beinahe so groß wie alle Nationalparks Österreichs zusammen. Das Kerngebiet ist von einer Übergangs- und Pufferzone im Ausmaß von 390.000 Hektar umgeben.
Grüne Chance für Mensch und Natur
Die Flusslandschaften des neuen Donau-Drau-Mur-Naturparks beherbergen nicht
nur eine einzigartige Vielfalt bedrohter Arten, sondern erfüllen auch wertvolle Funktionen für 300.000 Menschen im Einzugsgebiet, die direkt oder indirekt von
intakten Flussökosystemen profitieren. So fungieren die Auen als Trinkwasserreservoirs, gewähren effizienten Hochwasserschutz und dienen als
Erlebnis- und Erholungsraum. “Der internationale Schutz der Region wird es nun leichter machen, dieses einzigartige Naturparadies gegen die ständigen
Bedrohungen durch Kanalisierung, Wasserkraftwerksbauten und Schotterbaggerungen zu verteidigen”, erklärt Projektleiter Arno Mohl vom WWF Österreich.
Viele Jahre der Anstrengungen des WWF Österreich gemeinsam mit dem
Donau-Karpatenprogramm des WWF International, dem WWF Ungarn sowie anderen Naturschutz-NGOs wie Euronatur, Zelena Akcija, Dravska Liga, Drava Federation, waren nötig, bis die Deklaration heute
unterschrieben werden konnte. Für diesen global bedeutenden Naturschutzerfolg wurden die Regierungen von Kroatien und Ungarn vom Direktor
des Globalen Süßwasserprogramms des WWF International, Lifeng Li, mit dem internationalen Naturschutzpreis “Leaders for a Living Planet” ausgezeichnet.
Diesen Preis verleiht der WWF an Einzelpersonen und Institutionen in Schlüsselpositionen, die eine entscheidende Rolle im Schutz des Naturerbes und im
nachhaltigen Ressourcenschutz spielen und ein Vorbild für andere darstellen.
Grünes Band entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs
Mit der Eingliederung des Natura 2000-Gebiets an der steirischen Grenzmur
könnte bald auch Österreich einen wichtigen Beitrag zum Aufbau dieses größten europäischen Flussschutzgebietes leisten. “Unsere Vision ist eine Ausdehnung des
Flussschutzgebietes auf insgesamt fünf Länder – Ungarn, Kroatien, Österreich, Slowenien und Serbien. Fünf Länder haben dadurch die Chance, dieses grüne Band
Europas zu einer Einheit zu verbinden und damit politisch und ökologisch näher zusammen zu rücken”, so der WWF. Insgesamt besteht das
Schutzgebiete-Netzwerk aller fünf Länder aus 41 Gebieten. Der neu initiierte Biosphärenpark in Ungarn und Kroatien schafft die notwendige internationale
Klammer für den effizienten Schutz und das Management dieser wertvollen Gebiete.
Quelle + Fotos: WWF Österreich
www.wwf.at
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