Budapest – Anfang Juli sorgt eine beispiellos frühe Wasserknappheit am Donaulauf durch Ungarn für erhebliche Beeinträchtigungen. Ein Phänomen, das normalerweise erst gegen Ende des Sommers auftritt.
Eine außergewöhnliche Trockenperiode – im Juni fiel laut HungaroMet nur 17 % des üblichen Niederschlags, der trockenste Juni seit 1901 – hat die Pegelstände deutlich absinken lassen. In Budapest stiegen die Temperaturen auf bis zu 35 °C, begleitet von einer europaweiten Hitzewelle, die historisches Ausmaß hat.
Die Folgen für den Schiffsverkehr auf dem zweitwichtigsten europäischen Transportfluss sind dramatisch. Frachtschiffe müssen ihre Ladung um mehr als die Hälfte reduzieren und kommen oft nicht über 30–40 % ihrer Kapazität hinaus, erklärt Attila Bencsik von der Ungarischen Schifffahrtsvereinigung. Das spiegelt sich in höheren Frachtraten wider: Aufschläge von bis zu 100 % seien möglich.
Auch für die Freizeitnutzung birgt der niedrige Wasserstand große Risiken. Die Wasserschutzpolizei Budapest warnt vor Untiefen und Sandbänken, die plötzlich auftauchen. Schwimmer, Spaziergänger und Bootsfahrer haben deutlich weniger Spielraum. Besonders an Stellen, die bislang als sicher galten, lauern nun unsichtbare Gefahren wie Felsen, Metallteile oder Treibholz.
Meteorologen hoffen auf baldige Entspannung: Regenfälle im Donaueinzugsgebiet in der kommenden Woche könnten den Pegel leicht anheben und eine Teilerholung einleiten . International vergleichbare Warnungen erreichen Polen, wo der Weichselpegel in Warschau Rekordtiefstände bei unter 19 cm erreichte,gemessen am Messpunkt „Warsaw-Bulwary“, und Deutschland, wo der Rhein ungewöhnlich niedrig ist.
Während der Sommer sich als heissester der Geschichte ankündigt, weisen Klimaaktivisten und Forscher daraufhin, dass es sich um einen der kältesten Sommer unseres Leben handeln wird, da die Erderwärmung stetig voranschreitet.
Historischer Kontext und Bedeutung der Donau
Die Donau ist seit Jahrhunderten eine zentrale Lebensader Europas. Als Handelsroute verband sie einst flussaufwärts Waren aus dem Donaubecken mit dem Mittelmeer. Sie prägte Kulturen, Wirtschaft und politische Allianzen entlang ihrer 2 850 Kilometer durch zehn Staaten – von Deutschland bis zum Schwarzen Meer – und durchquert dabei auch Ungarn mit seiner Hauptstadt Budapest, die seit jeher eine Schlüsselrolle im Donauhandel und in der Flusskultur spielt. Auch die Lloyd Handelsgeschellschaft, deren Presseorgan der Pester Lloyd war, ist mit dem Handel an der Donau tief verbunden.

Trotz teils starker klimatischer Schwankungen blieb der Wasserstand selten so niedrig und das so früh wie im Juli 2025. Historisch sind besonders Trockenjahre im August bekannt. Bedeutende Wassertiefstände beeinflussten etwa die Getreideversorgung im K.u.K. Vielvölkerstaat oder verunmöglichten militärische Feldzüge ihrerzeit. Heute wirkt sich der Zustand direkt auf Binnenhandel, Tourismus, Landwirtschaft und Ökosysteme aus – bis hin zum Stillstand der Schiffbarkeit des Flusses.
Die Donau ist gegenüber dem Klimawandel verwundbar. Sinkende Pegel beschränken Wirtschaft und Freizeitverkehr. Diese empfindlichen und unabwegbaren Kosten der Erderwärmung fordern ein Umdenken bei Klima- Wasser- und Umweltmanagement, um langfristig die Balance zwischen Nutzung und Schutz dieses europäischen Flusses, dieser Lebensader, zu sichern.
Gib den ersten Kommentar ab