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Ukrainischer Botschafter nach Tod eines ungarischen Mannes in Kyiv einbestellt - Ukraine-Ungarn

Ein Todesfall in Transkarpatien sorgt für diplomatische Spannungen zwischen Ungarn und der Ukraine – Orbán reagiert persönlich, Kyiv schweigt bislang.

Budapest / Kyiv. Nach dem gewaltsamen Tod eines ungarischstämmigen Mannes in der westukrainischen Region Transkarpatien in Staatsgewahrsam hat das ungarische Außenministerium den ukrainischen Botschafter einbestellt. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals Telex starb der 45-jährige József S. nach einer brutalen Auseinandersetzung mit ukrainischen Rekrutierungsoffizieren. Diese sollen ihn mit einem Eisenstab misshandelt haben, nachdem er zuvor in einem Lieferwagen zwangsweise in ein Einberufungszentrum gebracht worden war.

Die Familie des Mannes wurde demnach zunächst beruhigt, es sei „alles in Ordnung“. Wenige Wochen später verstarb József im Krankenhaus. Die Tat ereignete sich laut news.hu bereits vor drei Wochen, der Todesfall wurde am 6. Juli bestätigt.

Ukrainische Behörden bestritten diese Darstellung. Demnach sei der Mann ukrainischer Staatsbürger gewesen, habe seine Militäreinheit unerlaubt verlassen und sich später selbst in ein Krankenhaus begeben. Dort habe man keine Anzeichen körperlicher Gewalt festgestellt. Die Todesursache sei eine Lungenembolie gewesen, teilte die ukrainische Botschaft in Budapest am Donnerstag auf Social Media mit. „Wir weisen jegliche Behauptungen über Zwangsrekrutierung, Misshandlung oder Menschenrechtsverletzungen durch ukrainische Militärangehörige kategorisch zurück“, hieß es weiter. Die Ukraine sei offen für eine „transparente Untersuchung“ des Falls.

Die ungarische Regierung reagierte prompt. Levente Magyar, parlamentarischer Staatssekretär im Außenministerium, sprach gegenüber der ungarischen Presseagentur MTI von einem „inakzeptablen Vorgang“, der unverzügliche diplomatische Schritte notwendig mache. Ministerpräsident Viktor Orbán äußerte sich persönlich in den sozialen Medien und bekundete sein Beileid: „In diesen schweren Stunden stehen wir an der Seite der Familie.“

Die Hintergründe bleiben unklar. Laut Mandiner.hu verfügte der Verstorbene über ungarische Staatsbürgerschaft und hatte auf seine ukrainische verzichtet – was ihn formal von der Wehrpflicht befreit hätte. Diese Ausnahmeregelung sei jedoch nachträglich widerrufen worden. Spekulationen über angebliche Verbindungen zu illegalen Organisationen wiesen Bekannte des Mannes zurück.

Dass ukrainische Einberufungsaktionen in Transkarpatien immer wieder mit Gewalt, Drohungen oder Repression verbunden sind, ist kein neues Phänomen. Die Region, in der eine ungarische Minderheit lebt, steht unter besonderer Aufmerksamkeit Budapests. Schon seit Beginn der großflächigen Mobilmachungen in der Ukraine warnen ungarische Medien regelmäßig vor Zwangsrekrutierungen – und befeuern so ein Narrativ, das auch innenpolitisch genutzt wird.

Offizielle Stellungnahmen hoher Offizieller aus Kyiv zu dem Fall liegen bislang nicht vor. Auch internationale Beobachter halten sich zurück. Der Vorfall reiht sich in eine Serie wachsender Spannungen zwischen der ungarischen und der ukrainischen Regierung ein, die sich nicht zuletzt an Fragen der Minderheitenrechte und der militärischen (Nicht) Zusammenarbeit entzünden.

Kontext: Ungarns Schatten in Transkarpatien – Spionagevorwürfe eskalieren bilateralen Konflikt mit der Ukraine

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