Budapest. Am Sonntag, dem 21. September 2025, versammelte die Loupe-Theatergruppe (Loupe Színházi Társulás) auf dem Hősök tere (Heldenplatz) zu einer Kundgebung unter dem Titel „Levegőt! – Kiállás a szabad közterekért és a tiszta közbeszédért“. Anlass war der Tag des ungarischen Theaters; die Organisatoren erklärten die Aktion explizit als ziviles, parteipolitisch neutrales Signal gegen Angst- und Spaltungskommunikation im öffentlichen Raum.
Petition, Volksbegehren, konkrete Forderungen
Die Initiative steht in Zusammenhang mit der im Sommer gestarteten Levegőt!-Petition, die ein gesetzliches Verbot von aus öffentlichen Mitteln finanzierten Anzeigen und Plakaten fordert, die irreführen, Angst schüren oder Feindbilder produzieren. Die Petition ist auf der offiziellen Petitionsseite dokumentiert. Die Organisatoren geben an, dass inzwischen mehr als 230.000 Menschen unterschrieben haben. Parallel dazu wurde im August eine Referendums-Initiative eingereicht, mit dem Ziel, die Forderung rechtsverbindlich zu machen.
Programm, Akteure, Tonlage
Das Programm mischte künstlerische Beiträge mit Redebeiträgen: Schauspielerinnen und Schauspieler der Loupe-Gruppe trugen Gedichte vor – unter anderem wurde József Attilas Gedicht „Levegőt“ thematisch aufgegriffen, es gab theatralische Einlagen, Gesang und Live-Musik. Zu den Mitwirkenden zählten nach Berichten der ungarischen Medien unter anderem Rozi Lovas, Áron Molnár, Tamás Lengyel, János Antal Horváth sowie Edina Pottyondy und Nóra Rainer-Micsinyei. Halász Judit sandte eine Videobotschaft; János Bródy und die Gruppe Esti Kornél traten live auf. Die Organisatoren hatten die Teilnehmenden gebeten, keine Parteifahnen oder -symbole mitzubringen, die Aktion sollte als überparteiliche zivilgesellschaftliche Demonstration lesbar bleiben.
Gut besucht und musikalisch
Die Kundgebung begann laut Berichten gegen 18:00 Uhr und dauerte rund zwei Stunden. Der Verlauf wurde als friedlich berichtet, am Ende versammelten sich die Anwesenden zum gemeinsamen Singen, es gab auch Volks- und Tanzformen als symbolischen Abschluss. Viele Teilnehmende setzten mit den Lichtern ihrer Mobiltelefone sichtbare Akzente der Solidarität. Zur Zahl der Anwesenden gibt es unterschiedliche Beschreibungen: ungarische Medien berichten von zahlreichen, teils mehreren tausend Teilnehmern; eine verlässliche, einheitliche Zählung liegt bisher nicht vor.
Gegen die Hasspropaganda der Regierung
Die Initiative und die Kundgebung knüpfen an eine längere Auseinandersetzung um den Gebrauch öffentlicher Mittel in der politischen Kommunikation an. Kritikerinnen und Kritiker führen seit Jahren an, dass staatlich finanzierte Plakat- und Anzeigenkampagnen nicht selten Stimmung gegen einzelne Gruppen oder Institutionen schüren und so den öffentlichen Raum und den Diskurs verändern. Die Loupe-Aktivisten positionieren ihren Protest als kulturelle Reaktion: Es gehe nicht nur um einzelne Botschaften, sondern um die Art, wie in der Öffentlichkeit miteinander gesprochen wird. Diese Einordnung findet sich in mehreren Berichten über die Aktion und in den programmatischen Texten der Organisatoren.
Erfolgsaussichten
Ob die Referendums-Initiative Aussicht auf Erfolg hat, ist rechtlich und politisch unklar: Neben dem Sammeln der erforderlichen Unterschriften muss ein solches Volksbegehren auch formale Hürden und die politische Prüfung durchlaufen. In der öffentlichen Debatte ignorieren Vertreterinnen und Vertreter der Regierung solche Vorwürfe in der Regel mit der Behauptung, es handele sich um notwendige Informations- oder Mobilisierungskampagnen.
Ungarischer Protest
Die Aktion am Hősök tere war ein sorgfältig inszenierter kultureller Protest: Künstlerinnen und Künstler nutzten das Genre der Aufführung, um eine normative Forderung an die Politik zu stellen: weniger Lärm, mehr Regeln für die Finanzierung politischer Kommunikation aus Steuermitteln. Ob daraus ein dauerhafter politischer Impuls wird, hängt nun vom weiteren Verlauf der Referendums-Initiative, von juristischen Prüfungen und davon, ob sich eine nennenswerte politische Mehrheit für konkrete gesetzliche Reformen gewinnen lässt
Quellen: Index.hu, HVG.hu, 24.hu, Telex, offizielle Petitionsseite der Loupe-Initiative.
Photo: Heldenplatz (Hősök tere), Budapest, Ungarn. von Andrew Shiva (Wikipedia)
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