Budapest. Am 8. Oktober 2025 verstarb Dr. György Mezey im Alter von 84 Jahren. Sein Tod ist eine Zäsur für den ungarischen Fußball. Mezey war der letzte Trainer, der die ungarische Nationalmannschaft zu einer Fußball-Weltmeisterschaft führte. Sein Lebenswerk reicht darüber hinaus: Er prägte Ausbildergenerationen, das taktische Denken und die Struktur des Profifußballs in Ungarn.
Der frühe Mezey
- Geboren wurde Mezey am 7. September 1941 in Topolya (in der Vojvodina, damals Teil Ungarns, heute Serbien).
- Die Familie zog bald nach Mezőberény, später nach Rákoskeresztúr.
- Mezey begann seine Fußballkarriere 1954 bei Rákosligeti AC, hatte Stationen u.a. bei TFSE, Budafoki MTE, Keszthelyi Haladás, MTK und Bp. Spartacus. Er spielte nie dauerhaft in der obersten Liga.
Vom Jugendtrainer zum Nationaltrainer
- Schon in seiner Spielerzeit betätigte sich Mezey als Trainer; 1971 wechselte er zur Jugendabteilung von BVSC, wo er Talente wie András Törőcsik entdeckte.
- 1977, mit nur 36 Jahren und einem sehr jungen Kader, übernahm er MTK-VM in der obersten Liga und erreichte sofort einen Bronzerang, das beste Ergebnis von MTK seit 1963.
- 1982 erhielt Mezey mit 41 Jahren den Titel „Mesteredző“ (Mastercoach), eine der höchsten Trainerauszeichnungen in Ungarn.
Glanzzeit und Herausforderungen
- 1983 übernahm Mezey die ungarische Nationalmannschaft. Unter seiner Führung qualifizierte sich Ungarn für die WM 1986 in Mexiko – bislang die letzte WM-Teilnahme des Landes.
- In den Qualifikationsspielen und Freundschaftsbegegnungen errang seine Mannschaft beachtliche Erfolge: Siege gegen Westdeutschland in Hamburg, gegen Wales in Cardiff und gegen Brasilien im Népstadion.
- Die WM selbst jedoch endete enttäuschend. Ein besonders schmerzlicher Moment war die 0:6-Niederlage gegen die Sowjetunion, eine erste Begegnung, die die Hoffnungen vieler Fans und Beobachter auf den harten Boden der Realität zurückholte.
Späte Jahre: Titel und Auslandserfahrungen
- Nach der WM führte Mezey seine Karriere im Ausland fort (ua. in Kuwait), kehrte jedoch 1988 nochmals als Nationaltrainer zurück – kurz vor dem sogenannten „bundabotrány“ (Wettskandal) -, woraufhin er sein Amt aufgab, da er keine professionelle Fortsetzung seiner Arbeit unter den neuen Umständen sah.
- In den frühen 1990er Jahren gewann Mezey mit Kispest-Honvéd 1991 die ungarische Meisterschaft. Später übernahm er Rollen bei mehreren ungarischen Vereinen wie Vasas und Újpest sowie leitende Positionen, etwa als technischer Direktor in Fehérvár/Videoton.
- Parallel wirkte er maßgeblich an der Aus- und Weiterbildung von Trainern mit – sowohl national über die MLSZ, als auch international über UEFA und FIFA. Ebenfalls schrieb er Fachpublikationen zur Fußballtaktik und -theorie.
Großes Vermächtnis
- 2020 wurde György Mezey mit dem Lifetime Achievement Award des Ungarischen Fußballverbandes ausgezeichnet.
- Er errang den Ruf einer Legende: für diszipliniertes, taktisch bewusstes Fußballtraining; für die Fähigkeit, Teams zu formen und junge Talentträger einzubinden; für die Verbindung von theoretischem Wissen mit praktischer Umsetzung. Ehemalige Spieler und Kollegen betonen, wie sehr sie von seiner Methodik, seinem Konzeptdenken und seiner Pädagogik profitierten.
Quellen: szovetseg.mlsz.hu, MTI.hu, heol.hu
Photo: Rob Bogaerts für Wikimedia.org
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