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Beograd, Bratislava, Budapest: Neue Nähe zu Moskau in Peking inszeniert

Beijing/Beograd/Bratislava/Budapest/Moskva. Inmitten Chinas pompöser Parade zum 80. Jahrestag des Sieges über Japan im Zweiten Weltkrieg trafen sich Ende August politische Schwergewichte – nicht zur Demonstration nationaler Größe allein, sondern zur Inszenierung globaler Neuordnung. Serbiens Präsident Aleksandar Vučić und der slowakische Premier Robert Fico nutzten den Anlass für höflich pointierte Anerkennung gegenüber Russland. Ungarns Rolle blieb im Hintergrund, doch indirekt spürbar.

Vučić lobte Putin ausdrücklich für dessen „Gastfreundschaft“ während seines Mai-Besuchs in Moskau und für dessen „Unterstützung zur Wahrung der territorialen Integrität Serbiens“ sowie für sein „freundliches Verhalten gegenüber dem serbischen Volk“, wie aus Berichten von sia.az und Kosovo Online hervorgeht. Er betonte vielmehr, dass Serbien trotz seiner EU-Beitrittsambitionen niemandem überstürzt folgen wolle – insbesondere nicht den Sanktionen gegen Russland, laut Berichten von The Guardian.

Parallel nutzte Slovakeis Premier Fico seine exklusive EU-Repräsentanz in Peking, um für eine erneuerte Normalität in den Beziehungen zu Moskau zu werben – mit Worten und vor allem Gaslieferungen per TurkStream als greifbarem Versprechen. Putin pries Fico als Vertreter einer „unabhängigen Diplomatie“. Gleichzeitig wies er diverse Anschuldigungen von NATO-Staateb zurück und bestätigte den Anspruch auf Ausschluss der Ukraine aus dem Verteidigungsbündnis.

Budapest agiert im Hintergrund

Ministerpräsident Viktor Orbán war zur Parade in Peking nicht vor Ort; sein Außenminister Péter Szijjártó übernahm die offizielle Präsenz. Vor seiner Abreise erklärte er in Budapest, dass Ungarn „an zivilisierter Ost-West-Kooperation interessiert [sei], nicht an einer Wiederkehr globaler Blockbildung“.

Am Rande des Festakts in Peking hob Szijjártó erneut Ungarns Rolle als Brückenbauer hervor und präsentierte die bilateralen Beziehungen als „wahre Erfolgsgeschichte“. Dabei nannte er einen bemerkenswerten Anteil: 31 Prozent aller chinesischen Direktinvestitionen in Europa flossen 2024 nach Ungarn.

In einem separaten Statement ging er auf den globalen Frieden ein: „Ungarn gehöre zum ‚Block des Friedens‘, kooperiert mit China ebenso wie mit den USA – Dialog zwischen Ost und West sei für weltweiten Frieden entscheidend.“ Seine Worte machten deutlich, dass Budapest sich nicht als Teil einer neuen Konfliktlinie versteht, sondern als Vermittler einer respektvollen Zusammenarbeit.

Ambivalente Botschaft aus Ungarn

Ungarns offizielle Zurückhaltung – Orbán selbst ist ferngeblieben und Szijjártó hatte die Ehre – diente weniger als Distanzierung denn als Strategie der subtilen Kontinuität: Budapest bleibt unverändert ein Anker Russlands und Chinas in Europa: sei es in Energie- oder Wirtschaftsfragen. Eine Ozilliation zwischen mal die EU mit groben Fouls und völkischem Populismus anpatzen und sich dann wieder wie in Beijing auf noble Zurückhaltung und Neutralität besinnen.

Balanceakt zwischen Ost und West

Zum Ende der Inszenierung in Peking erschien Ungarn als ein stiller, aber markanter Akteur. Während Serbien und die Slowakei demonstrativ Nähe zu Moskau suchten, setzte Budapest auf die subtilere Geste: ökonomisch längst tief mit China verflochten, energiepolitisch auf russische Lieferungen angewiesen, diplomatisch bemüht, die Rolle des Vermittlers zwischen den Blöcken zu wahren. Orbán überließ es seinem Außenminister, diese Botschaft in Peking zu platzieren – nicht als offenes Bekenntnis, sondern mehr als eine Art kalkuliertes Schweigen darüber, wie europäische Staaten zwischen Abhängigkeit, Eigeninteresse und Loyalitäten lavieren. Ungarn bleibt dabei der Meister des diplomatischen Klingenlaufs – eine Haltung, die das Land in Europa an den Rand der Isolation drängt.

Quellen und weiterführende Lektüre zum Gipfel in Beijing: Balkan Insight, About Hungary, Budapest Times, The Guardian

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