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Orbán holt sich Trumps Segen – Washington gewährt Ungarn Ausnahme für russisches Öl

Washington gewährt Budapest ein Jahr Ausnahmestatus für russische Ölimporte –l- Orbán feiert politischen Sieg, Brüssel reagiert mit Unmut

Budapest/Washington. Ein Jahr lang darf Ungarn trotz US-Sanktionen weiterhin Öl und Gas aus Russland beziehen. Diese Ausnahme, die Donald Trump seinem ungarischen Verbündeten Viktor Orbán nach einem Treffen im Weißen Haus gewährte, ist herausragend und zugleich provokant – sie markiert eine strategische Allianz zwischen zwei rechtspopulistischen Regierungen, die sich gegenseitig stützen und den westlichen Konsens zur Ukraine frontal herausfordern.

Ein Deal mit politischem Preis

Laut einer Bestätigung des Weißen Hauses erhielt Ungarn eine einjährige Ausnahmeregelung von den neuen US-Sanktionen gegen die russischen Energiekonzerne Lukoil und Rosneft. Orbán hatte die Entscheidung persönlich in Washington eingefordert. Als Gegenleistung verpflichtete sich Budapest, US-Flüssiggas im Wert von rund 600 Millionen Dollar sowie amerikanischen Nuklearbrennstoff zu kaufen. Auch eine Absichtserklärung über künftige Lieferungen kleiner Atomreaktoren wurde unterzeichnet – ein „Geschenk“ an Washington, das politische Sympathie mit wirtschaftlicher Kompensation verbindet.

Wahlkampf mit Washington im Rücken

Für Orbán kommt die Ausnahme zur rechten Zeit. Im Frühjahr wählt Ungarn ein neues Parlament und der Premier steht innenpolitisch unter Druck. Die Inflation bleibt hoch, die Wirtschaft stagniert, der Oppositionspolitiker Péter Magyar hat sich als glaubwürdige konservative Alternative etabliert. Mit der Ausnahmegenehmigung kann Orbán nun Stabilität versprechen und zugleich mit einem Foto im Oval Office Wahlkampf führen – Trump an seiner Seite, als Beweis internationaler Rückendeckung.

Der Brüsseler Thinktank-Experte Jacob Kirkegaard nannte die Entscheidung gegenüber Euronews „eine politische und wirtschaftliche Lebensader“ für Orbán: „Er hat praktisch alles bekommen, was er wollte.

Patriotische Pose statt Energiepolitik

Trump und Orbán inszenierten sich als Verbündete im Kampf gegen Migration, „Gender-Ideologie“ und den „liberalen Westen“. Trump lobte Orbán als „großartigen Führer“, Orbán sprach von einem „goldenen Zeitalter“ der bilateralen Beziehungen. Beide verband der Glaube, dass extreme konservative Werte die Welt ordnen könnten – und der Wille, die EU-Position zum Ukraine-Krieg zu unterlaufen.

Während Trump Europa erneut aufforderte, russisches Öl zu boykottieren, gewährte er ausgerechnet Orbán eine Ausnahmeregel. Der ungarische Regierungschef rechtfertigte das mit der geographischen Lage seines Landes: „Wir haben kein Meer, keine Häfen – unsere Energieversorgung hängt von Russland ab.“ Österreich, Tschechien, Slowenien, Belgien und Luxemburg und die Schweiz haben ebenfalls keine Häfen, sich aber erfolgreich von russischer Abhängigkeit gelöst.

Brüssel unter Druck

Die Entscheidung aus Washington sorgt in Europa für Stirnrunzeln. Schon jetzt ist Ungarn das einzige EU-Mitglied, das weiterhin über die Druzhba-Pipeline russisches Öl importiert. Die US-Ausnahme untergräbt den Versuch, Russland wirtschaftlich zu isolieren, und verschärft die politische Kluft zwischen Budapest und Brüssel. EU-Diplomaten sprachen hinter vorgehaltener Hand von einem „gefährlichen Präzedenzfall“, der Orbán in seiner Rolle als Blockierer stärke.

Orbáns Doppelspiel

Orbán nutzt seine Beziehungen zu Trump, um gleichzeitig in Moskau präsent zu bleiben. Er drängt auf ein erneutes Gipfeltreffen zwischen Trump und Vladimir Putin in Budapest – ein symbolischer Coup, der ihn als Friedensvermittler positionieren soll, de facto aber Russlands Interessen dient.

Der Tweet verdeutlicht Orbáns Strategie: Loyalität zu Trump demonstrieren, internationale Relevanz beanspruchen – und den Krieg in der Ukraine als Bühne für eigene Diplomatie nutzen.

Seine Rhetorik bleibt unverändert: Brüssel sei „kriegsbesessen“, die EU „unter linksliberaler Kontrolle“. In Washington beschuldigte Orbán Europa, „den Krieg verlängern zu wollen“. Die Strategie ist klar – er präsentiert sich als einziger Friedenspolitiker im westlichen Lager: Eine unglaubwürdig Politik der EU-Strohmann-Argumente.

Energie als Waffe – neue Risiken an der Donau

Die Energiefrage ist für Ungarn geopolitisch aufgeladen. Erst im September hatte Budapest der Ukraine mit einem Stromstopp gedroht, nachdem ukrainische Drohnen russische Ölanlagen und Teile der Druzhba-Pipeline getroffen hatten. Die neue US-Ausnahme verleiht Orbán zusätzliche Hebel – sowohl gegenüber Brüssel als auch gegenüber Kyiv.

Ein Pakt der Parallelen

Die Begegnung im Weißen Haus war weniger Staatsbesuch als politische Inszenierung zweier Männer, die ihre Macht über Loyalität und gegenseitige Bestätigung definieren. Trump verschafft Orbán eine Atempause – Orbán bietet Trump ein Echo seiner Weltanschauung. Für Europa bedeutet das: Der ungarische Ministerpräsident wird seine Blockadehaltung kaum aufgeben. Im Gegenteil – sie wird nun von Washingtons neuem Pragmatismus gedeckt.

Quellen: The Guardian, Euronews, Bloomberg, MTI.hu
Photo: US-Präsident Donald Trump mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán im Weißen Haus am 7. November 2025. Von The White House

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