Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Orbán in der Zwickmühle zwischen russischem Öl und Trumps Druck

Ungarns Premier Viktor Orbán versucht im Disput um russisches Öl einen riskanten Balanceakt zwischen Donald Trump, Moskau und Brüssel – mit Folgen für seine innenpolitische Zukunft.

Budapest/Washington. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán steht vor einer seiner schwierigsten diplomatischen Aufgaben. Eine Woche vor seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump muss er entscheiden, wie weit er den amerikanischen Forderungen nach einem Ausstieg aus russischem Öl entgegenkommen kann – ohne seine Energieversorgungsstrategie und damit seine politische Basis zu gefährden. Zu Wochenbeginn erklärte Orbán nach einem Besuch im Vatikan, es formiere sich weltweit ein „anti‑kriegerisches Netzwerk“ mit zwei Zentren: einem politischen, verkörpert durch den US-Präsidenten, und einem geistigen, repräsentiert durch den Heiligen Vater. Mit dieser Konstruktion versucht Orbán, geopolitische Brennpunkte in eine moralisch legitimierte Strategie für seine außenpolitische Sonderrolle zu übersetzen.

Orbán hat seine jahrelange Nähe zu Moskau stets mit wirtschaftlicher Vernunft begründet. Rund 80 Prozent des in Ungarn verbrauchten Rohöls kommen noch immer über die russische Druzhba-Pipeline, die durch Belarus und die Ukraine führt. Die wichtigsten ungarischen Raffinerien, betrieben vom Konzern MOL, sind auf das schwere russische Ural-Öl ausgelegt. Ein Umstieg auf westliches Brent-Rohöl erfordert teure technische Anpassungen.

Trump will Orbán jedoch zum Kurswechsel drängen. Nach neuen US-Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil fordert Washington, dass Ungarn – wie zuvor Tschechien – rasch Alternativen entwickelt. Tschechien hatte nach 2022 in Rekordzeit seine Infrastruktur auf Lieferungen über die Transalpine Pipeline aus Triest umgestellt und sich 2025 offiziell von russischem Öl unabhängig erklärt.

Orbán verweist dagegen auf Ungarns geographische Lage und fehlende Seehäfen. Zwar könnte über Kroatien die Adria-Pipeline genutzt werden, doch die Kapazität und Transportgebühren sind zwischen der kroatischen Betreibergesellschaft Janaf und MOL ein Streitpunkt. Zudem warnt Orbán vor Preissteigerungen, sollte Ungarn russisches Öl aufgeben – ein heikles Thema vor den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr.

Die Energiefrage ist zum politischen Symbol geworden: Orbán nutzt sie, um sich als Verteidiger nationaler Interessen gegen Brüssel und Washington zu profilieren. Gleichzeitig wackelt sein politisches Fundament: In den Umfragen liegt die regierungskritische Tisza-Partei unter Péter Magyar inzwischen gleichauf beziehungsweise vor Fidesz. Für viele Wähler gilt der Versprechen „billiger russischer Energie“ als letzter Stabilitätsanker in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Man hatte sich darauf in den letzten Jahren versteift – und trägt nun die kosten der strategischen Inflexibilität.

Das Treffen mit Trump in Washington könnte entscheidend werden. Beide Politiker schätzen einander, doch diesmal stehen sie auf entgegengesetzten Seiten. Trump versucht, Russland über wirtschaftlichen Druck zu Verhandlungen zu zwingen. Orbán wiederum möchte den amerikanischen Druck zumindest bis zur Wahl abmildern, um innenpolitisch Zeit zu gewinnen.

Die EU beobachtet den Kurs mit wachsender Skepsis: Sie will ihre Energieabhängigkeit von Russland bis 2027 vollständig beenden. Ungarns Sonderweg gefährdet die gemeinsame Linie und schwächt europäische Sanktionen. Hinter den Kulissen arbeitet MOL zwar an einer technischen Umstellung, doch eine klare politische Entscheidung fehlt.

In dieser Lage kann Orbán kaum gewinnen: Gibt er nach, verliert er Glaubwürdigkeit im Inneren; bleibt er stur, drohen diplomatische und wirtschaftliche Konsequenzen. Doch der ungarische Premier hat schon oft auf Zeit gespielt – ob es diesmal wieder funktioniert ist unklar – man hat in den vergangenen 3 Kriegsjahren viel Zeit verloren – die nun zum Umbau von Raffinierien fehlt.

Quellen: BBC, Reuters, AP, Financial Times
Photo: Ministerpräsident Orbán im Gespräch mit Papst Leo. Facebook-Seite von Orban Viktor.

Gib den ersten Kommentar ab

Schreibe einen Kommentar

Mission News Theme by Compete Themes.