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Wagners „Lohengrin“ – Schwanenritter im Maschinenzeitalter - Oper

Wagners „Lohengrin“ feiert am 15. November 2025 an der Ungarischen Staatsoper Premiere – in einem opulenten Steampunk-Szenario und mit internationaler Besetzung.

Budapest. Die Ungarische Staatsoper präsentiert Richard Wagners „Lohengrin“ in einer bildgewaltigen Neuinszenierung, die den mittelalterlichen Stoff in ein postromantisches Science-Fiction-Universum verlegt. Regisseur András Almási-Tóth nutzt das Genre des Steampunk als Spiegel gesellschaftlicher und psychologischer Spannungen – mit hochkarätiger Besetzung und über 250 Mitwirkenden auf der Bühne.

Was geschieht, wenn Vertrauen zur Bedingung wird? Wenn Liebe sich einem Geheimnis unterordnen muss? In Richard Wagners „Lohengrin“ sind es nicht nur metaphysische Fragen, die das tragische Ende einleiten – es ist der Anspruch auf bedingungslose Hingabe, der die Beziehung zwischen Elsa und dem Schwanenritter zerbrechen lässt. Die neue Inszenierung der Ungarischen Staatsoper unter der Regie von András Almási-Tóth verlagert diesen Konflikt aus dem 10. Jahrhundert in ein technisch aufgeladenes 19. Jahrhundert, in eine Welt, die an Jules Verne und Mary Shelley erinnert – eine Welt, die zugleich Vergangenheit und Vision ist.

Hochkarätige Besetzung

Der von Martin Rajna dirigierte Abend vereint eine herausragende Besetzung: In der Premiere am 15. November singt der amerikanische Tenor Christopher Sokolowski die Titelrolle, an seiner Seite die südafrikanische Sopranistin Johanni van Oostrum als Elsa. Judit Kutasi, die bereits an der San Francisco Opera als Ortrud debütierte, bringt mit ihrer Interpretation eine gefährlich verführerische Energie auf die Bühne, unterstützt von Egils Siliņš als Telramund. Die ungarische Besetzung steht dem in nichts nach: Szabolcs Brickner, Klára Kolonits und Szilvia Rálik übernehmen die Hauptrollen in späteren Vorstellungen.

Regisseur Almási-Tóth sieht in der Figur Lohengrins eine tragische Projektion übermenschlicher Ideale, die an der Realität der menschlichen Emotionen scheitert.

„Lohengrin ist ein Abgesandter eines Systems, das Liebe als Einbahnstraße denkt“

sagt der Regisseur. „Elsa soll sich seinem Mythos unterwerfen und wird dadurch selbst zerstört.“

Die ästhetische Umsetzung dieses Spannungsverhältnisses zwischen romantischer Ideologie und moderner Selbstbehauptung erfolgt über ein konsequent durchkomponiertes Steampunk-Design. Bühnenbildner Sebastian Hannak, Kostümbildnerin Krisztina Lisztopád und Projektionen von Zsombor Czeglédi schaffen eine Kulisse aus metallisch schimmernden Maschinenwelten, in der sich Ritter, Intriganten und tragische Heldinnen bewegen wie Figuren in einer mechanisierten Traumwelt. Die Choreografie von Eszter Lázár verleiht dem Gesamtkunstwerk zusätzliche Körperlichkeit.

Auch musikalisch setzt die Staatsoper Maßstäbe: Über 250 Mitwirkende, darunter das Opernorchester, der Chor unter Gábor Csiki sowie der Kinderchor unter Nikolett Hajzer, sorgen für eine Klangfülle, die der monumentalen Partitur Wagners gerecht wird. Mit der Berufung von Martin Rajna zum künftigen Co-Direktor der Budapester Wagner-Tage unterstreicht das Haus zudem seine langfristige strategische Ausrichtung auf das Repertoire des Bayreuther Meisters.

Bereits 1866 erstmals gespielt, wurde das Werk 1884 zur symbolischen Eröffnung des neuen Opernhauses gewählt. Insgesamt 512 Aufführungen dokumentieren die anhaltende Popularität des Stücks – nun also in einer Neuinterpretation, die Wagner nicht entmystifiziert, aber aktualisiert.

  • Ort: Ungarische Staatsoper, Budapest
  • Datum & Uhrzeit:
    • Premiere: 15. November 2025, 19:00 Uhr
    • Weitere Aufführungen: 16., 18. und 20. November 2025, jeweils 19:00 Uhr
  • Homepage:
    www.opera.hu

Quellen: Hungarian State Opera per Email
Photos: Hungarian State Opera

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