Budapest. Zum ukrainischen Unabhängigkeitstag erstrahlte die Kettenbrücke am Sonntagabend in Blau und Gelb – ein symbolischer Akt der Solidarität, den Bürgermeister Gergely Karácsony veranlasste. Für die Fidesz-KDNP-Fraktion im Budapester Stadtrat war dies Anlass für eine empörte Inszenierung.
Fraktionssprecher Béla Radics sprach am Dienstag vor laufenden Kameras vom „Skandal“, dass ein ungarisches Wahrzeichen in den Farben „eines Landes“ leuchte, dessen Präsident zuvor Ungarn „bedroht“ habe. Stattdessen hätten „rot-weiß-grün wie die Herzen der Bürger Ungarns“ die Brücke schmücken sollen.
Während Karácsony die Geste als Ausdruck europäischer Verbundenheit mit einem überfallenen Nachbarn versteht, reduziert Fidesz die symbolische Beleuchtung auf eine Frage nationaler Loyalität. Dass Ungarn in Brüssel den EU-Beitritt Kyivs blockiert, regelmäßig militärische Hilfen blockiert und Viktor Orbán demonstrativ bei jeder Gelegenheit auf Distanz zu Selenskyj geht, bildet den Hintergrund dieser Debatte.
Die Attacken gegen den Bürgermeister fügen sich damit in die populistische Erzählung, Budapest stehe im Dienste „fremder Interessen“, während Fidesz allein das „wahre Ungarntum“ vertrete. Der ewigwährende Kulturkampf geht so weiter – selbst wenn es nur um die kurzfristige solidarische Beleuchtung einer Brücke geht.
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