Budapest. Die technischen Mängel in der Budapester Busflotte sorgen weiter für Probleme. Die Stadtregierung hat nach Schwerpunktkontrollen bekanntgegeben, dass ein Großteil der BKV-Busse nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsstandards entspricht. Von den im September untersuchten Fahrzeugen musste ein erheblicher Anteil zur umgehenden Reparatur aus dem Verkehr gezogen werden. Die Kontrollen wurden vom Budapester Regierungsamt, also nicht von der Stadt sondern vom Staat selber, initiert.
Inspektionen offenbaren grobe Mängel
Zwischen dem 8. und 11. September kontrollierten Inspektoren an mehreren Standorten insgesamt 59 Busse. Das Ergebnis: Nur etwas mehr als die Hälfte konnte ohne Beanstandung weiterfahren. Bei rund 44 Prozent stellten die Prüfer erhebliche technische Defizite fest – von abgenutzten Bremsen über Ölverluste bis hin zu fehlender Sicherheitsausrüstung. Einzelne Fahrzeuge erhielten sogar sofortige Stilllegungsverfügungen.
Schon im August war mehr als die Hälfte der kontrollierten BKV-Busse durchgefallen, nachdem mehrere Fahrzeuge innerhalb weniger Tage Feuer gefangen hatten.
Behörden rufen zur Mithilfe auf
Um die Überwachung noch enger zu gestalten, hat das Regierungsamt eine spezielle E-Mail-Adresse (= [email protected] ) eingerichtet, an die Fahrgäste Fotos von verdächtigen technischen Mängeln senden können. Damit wird die Bevölkerung faktisch in die Kontrolle eingebunden: Eine Art von öffentlicher Beschwerdeplattform. Kritiker monieren dass es sich hier um eine Schuldverschiebung handelt, da die Regierung der Stadt Gelder für eine sichere Busflotte vorenthält.
Politischer Streit um Verantwortung
Bürgermeister Gergely Karácsony reagierte scharf. In einem Facebook-Post forderte er die Bürgerinnen und Bürger auf, dem Regierungsamt lieber Nachrichten mit einer klaren Botschaft zu schicken: Budapest solle endlich die ihm zustehenden staatlichen Gelder zurückerhalten. Seiner Ansicht nach verfolgt die zentrale Behörde auf Druck der Regierungspartei Fidesz eine Kampagne gegen den öffentlichen Nahverkehr der Hauptstadt.
Karácsony betonte zugleich, dass ein groß angelegtes Erneuerungsprogramm bereits im Gange sei: Fast tausend neue Fahrzeuge sollen gekauft oder geleast werden. Voraussetzung dafür sei allerdings eine stabile Finanzierung.
Den vollständigen Facebook-Beitrag von Gergely Karácsony finden Sie hier.
Alter Fuhrpark und strukturelle Probleme
Viele Busse von BKV sind mehr als zwei Jahrzehnte alt. Ersatzteile sind teuer, die Wartung aufwendig. Obwohl das Verkehrsunternehmen auf regelmäßige Inspektionen verweist, zeigen die Zahlen, dass die Sicherheitslücken tiefgreifend sind. Ein Modernisierungsschub sei überfällig aber ohne staatliche Unterstützung kaum finanzierbar, zumal Budapest über die Solidaritätsabgabe gezwungen ist Gelder an die Regierung umzuverteilen.
Die Sicherheit ist politischer Spielball
Für die Fahrgäste bleibt die Lage angespannt. Jeder neue Bericht über defekte Fahrzeuge oder gar Brandfälle beschädigt das Vertrauen in den Nahverkehr. Solange die politischen Auseinandersetzungen über Zuständigkeit und Finanzierung im Vordergrund stehen, dürfte sich die Situation nur langsam verbessern.
Quellen: MTI.hu, Facebook
Photo: BKV-Busse am Busbahnhof Kőbánya-Kispest, Wikicommons
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