Budapest. Vom 25. Oktober bis 2. November 2025 verwandelt sich das traditionsreiche Corvin Cinema erneut in ein Schaufenster für das internationale Gegenwartskino. Das Budapest International Film Festival (BIFF) geht in seine zweite Ausgabe und präsentiert 36 Filme in über 50 Vorführungen, ergänzt durch Ausstellungen, Gespräche und Abendveranstaltungen an wechselnden Orten in der Stadt.
Das Festival gilt als eine der wichtigsten jungen Plattformen für unabhängige Filmkunst in Ungarn. Es versteht sich ausdrücklich als politisch unabhängiges Projekt, das filmische Stimmen aus aller Welt zusammenbringt und jenen Filmen Sichtbarkeit verschafft, die auf den großen Märkten oft untergehen.
Vier Sektionen, eine Idee: Vielfalt und Mut
Das Programm gliedert sich in vier Sektionen:
- Budapest Bloom – der offizielle Wettbewerb, in dem neue filmische Stimmen vorgestellt werden. Hier konkurrieren Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme um den Hauptpreis Best Film Award sowie den Preis für Outstanding Artistic Contribution, mit dem Einzelleistungen in Kamera, Schnitt, Musik oder Schauspiel gewürdigt werden.
- Echoes – präsentiert international gefeierte Festivalfilme des Jahres. In dieser Sektion wird auch der Hungarian Critics Award vergeben.
- Anzix – eine Auswahl experimenteller Arbeiten, die die Grenzen des Mediums erweitern und neue filmische Sprachen erproben.
- Homeward Bound – die diesjährige Retrospektive, die sich dem Thema „Heimat“ widmet: den Spannungsfeldern zwischen Zugehörigkeit, Erinnerung und Entfremdung, zwischen Zuflucht und Verlust.
Zusätzlich vergibt das Publikum den Audience Award für den beliebtesten Film aus den Hauptsektionen.
Zwischen Corvin Mozi und versteckten Orten
Hauptspielstätte bleibt das Corvin Cinema, eines der ältesten Kinos der Stadt, doch die Festivalmacher setzen bewusst auf Bewegung: Einige Vorführungen finden an „versteckten Orten“ in Budapest statt – kleine Ateliers, Innenhöfe oder leerstehende Fabrikhallen werden für wenige Tage zu temporären Kinos. So entsteht ein Festival, das nicht nur Filme zeigt, sondern den urbanen Raum als Bühne begreift.
Begleitend sind Masterclasses, Ausstellungen und Diskussionen geplant, die Begegnungen zwischen Filmschaffenden, Studierenden und Publikum fördern. Die Filme werden in Originalsprache gezeigt, mit ungarischen oder englischen Untertiteln.
Unabhängigkeit als Programm
Das BIFF wurde 2024 von einer Gruppe ungarischer Filmschaffender gegründet, die sich eine Plattform jenseits der staatlich kontrollierten Filmförderung wünschten. Bereits in seiner ersten Ausgabe hatte das Festival angekündigt, einen unabhängigen Förderfonds für ungarische Filmprojekte einzurichten – ein Signal an eine Branche, die zunehmend von politischen und institutionellen Vorgaben geprägt ist.
Offiziell versteht sich das Festival als
„proudly independent from the current political regime“.
Diese Unabhängigkeit spiegelt sich auch in der Auswahl wider: Keine ideologische Linie, sondern der Mut zum Risiko, zur Vielfalt und zum filmischen Experiment.
Junger Auftritt, wachsender Einfluss
Trotz seiner kurzen Geschichte hat sich das BIFF rasch etabliert. Internationale Medien wie ScreenDaily und FilmNewEurope verweisen auf seine „youthful, forward-thinking energy“ und auf die ungewöhnliche Verbindung von Filmkunst, urbaner Kultur und gesellschaftlicher Debatte. Das Festival zieht ein junges, internationales Publikum an – Studierende, Cineasten, Filmschaffende und zunehmend auch Produzenten, die Budapest als kreativen Knotenpunkt entdecken.
Für die ungarische Kulturszene ist das BIFF mehr als nur ein Festival. Es steht für eine Generation, die Film wieder als soziale und ästhetische Ausdrucksform begreift – abseits von Zuschüssen, Punktesystemen und nationalen Narrativen.
- Zeitraum: 25. Oktober – 2. November 2025
- Ort: Corvin Cinema und weitere Veranstaltungsorte in Budapest
- Sprache: Originalfassung mit ungarischen oder englischen Untertiteln
- Mehr Informationen: vollständiges Programm unter www.biff.hu
Quellen: BIFF, ScreenDaily, FilmNewEurope, Daily News Hungary, Letterboxd
Photo: Corvin Cinema Von Globetrotter19 / Wikimedia Commons
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